Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Dass gute Projekte auch ohne viel Geld zu realisieren sind, ließ sich am vergangenen Donnerstag erahnen. 30 KünstlerInnen, so die Initiatorin Stella Geppert, luden unter dem verwirrenden Titel: „Das Rätsel bleibt in seiner Verschiebung am selben Ort“ ein, das Unmerkliche zu entdecken. Tatsächlich fand man sich in kahlen, weiß gekachelten Räumen einer ehemaligen Arztpraxis wieder. Ein süßer Duft, der aus den Heizungskörpern quoll, lag in der Luft und vermischte sich im Laufe des Abends mit den aus einem Imbiss umgeleiteten Frittierdüften. Bis dahin hatten sich auch die Augen an die vermeintliche Leere gewöhnt und überall etwas entdeckt: Kleiderbügel mit unlesbaren, weil – was im übertragenen Sinn ja öfter passiert – zu hoch gehängten Worten oder Aufkleber mit Affen, die technische Geräte bedienten. Eine andere Künstlerin hatte zirpende Grillen unter einem Sofa platziert, während Ingo Gerken die Ausstellung seiner Skulptur – ein geöffneter Hosenstall – mit fortschreitendem Gästestrom immer peinlicher wurde. Die TeilnemehrInnen waren ansonsten geheim. So wurde das Suchen schnell zum stetigen Finden und zur Überinterpretation von Sticker- und Farbresten. Die Auflösung erfolgt jedenfalls am 3. 10. bei der Präsentation des Katalogs. Auch Susan Philipsz inszeniert für „There is nothing left here“ Flüchtiges: Musik und Liebe. Dazu nutzt sie einen Titel des Singer & Songwriters Bonnie Prince Billy, dessen Musik die in Belfast Geborene einst im Plattenregal ihres Bruders entdeckte. Nun ist eines dieser Lieder in einer von Philipsz gesungenen A-cappella-Version in dem komplett verdunkelten Raum zu hören. Während es von einer vergangenen Liebe erzählt und fragt, warum nichts davon geblieben ist, gerät man unweigerlich in den Sog der Musik. Sie trägt einen intimen Orten entgegen und entlässt einen leicht verwirrt auf die Straße.