Kunstrundgang : Andrea Edlinger schaut sich in den Galerien von Berlin um
In den Galerieraum im ersten Stock des Hauses am Lützowplatz gelangt man vom Bürgersteig aus über eine Treppe, die sich eigentlich im Hausinneren befinden müsste. Für die aktuelle Ausstellung ist das ein passender Einstieg, denn sie verdreht die Ordnung der Dinge und die Art, wie wir sie sehen.Unter dem Titel „Dialogues“ stellt am Lützowplatz zurzeit einer der wichtigsten Konzeptkünstler Polens und Professor an der Akademie der Künste in Posen, Jaroslaw Kozlowski, gemeinsam mit sieben seiner ehemaligen StudentInnen aus.„Personal Files III“ heißt Kozlowskis Installation. Über 200 Wecker, die jeden Tag von Mitarbeiterinnen des Hauses von neuem aufgezogen werden, ticken in sechs Metallschränken mit Gittertüren gnadenlos vor sich hin: Ist die Zeit hier die Gefangene und man selbst in Freiheit außerhalb? Oder sind es doch nur wieder die eigenen Uhren, die ablaufen? Ewa Kulesza, die vor vier Jahren ihr Studium in Posen abgeschlossen hat und nun selbst an der Akademie der Künste unterrichtet, beschäftigt sich mit Utopia. In einem Schulheft hat sie auf jede Seite mit hellblauem Farbstift Umrisse von winzigen Inseln gezeichnet. Ihre unentdeckten Fleckchen Erde befinden sich genau dort, wo die geografische Vermessung und Einordnung auf die Vorstellungskraft und Träumerei der Menschen trifft.In die Welt jenseits des Wahrnehmbaren führt Hanna Luczak, die auf der 22. Biennale in São Paulo vertreten war. Ihre mit schwarzem Öl befüllte Badewanne steht da wie ein Verbindungskanal zu einem fantastischen Ort. Dass dieser dann aber weniger mit Alice’s Wunderland, sondern mehr mit schrägen Science-Fiction-Welten zu tun hat, lässt das Zitat des Blade-Runner-Autors Philip K. Dick an der Wand befürchten: „Lean over the bath/Leap in, up to your neck/You all are death – only I survive“.
„Dialogues“: bis 16. September, Di.–So. 11–18 Uhr, Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9