: Kritik oder Impertinenz? -betr.: Kritik zu "Märkische Landschaft", taz 18.10.94
Betr. Kritik zu „Märkische Landschaft“, taz 18.10.94
Man sollte sich die Angewohnheit, trotz schlechter Kritik ins Theater zu gehen, nicht abgewöhnen. Nachdem ich das Theaterstück „Märkische Landschaft“ von Susanne Linke im Goethetheater gesehen habe, beschleicht mich wieder einmal das Gefühl, daß es in der Redaktion der taz niemanden gibt, der etwas von Tanz versteht und somit eine fundierte Kritik schreiben könnte.
„Märkische Landschaft“ ist ein wunderschönes, an orientalisches Theater erinnerndes, facettenreiches deutsches (ja, deutsches!) Tanzstück, das in seinem Aufbau fast einem Atemrhythmus zu folgen scheint und den Zuschauer mit vielen Gedanken und einem Lächeln entläßt. Vollkommen voreingenommen werden in der Kritik Plattheiten in der Art einer Schülerzeitung aneinandergereiht, als hätte jemand überhaupt nicht richtig geschaut.
Das Tanztheater von Susanne Linke wird auf der ersten Silbe betont, und wenn jemand auch nur etwas von Tanz versteht, kann man eine Subtilität bewundern, die schon lange nicht mehr zu sehen war. Wer da aber meint, nur „Hechtsprünge“ und „Powackeln“ gesehen zu haben, hat entweder geschlafen oder einfach keine Ahnung.
Tomas Bünger
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