Kreuzberg am 1. Mai: Polizei verbietet alles - sogar die CDU
Kurz vor dem 1. Mai steigt der Erregungspegel. Die Polizei verbietet einen CDU-Stand, und Innensenator Körting wird von Autonomen bedrängt. Tabu sind auch fliegende Händler und Münzen.
Es war eine Provokation, doch auch sie ist verboten. Nach Angaben des CDU-Innenpolitikers Robbin Juhnke hat Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch einen Informationsstand der Christdemokraten auf dem Kreuzberger "Myfest" untersagt. Juhnke spricht in diesem Zusammenhang von einer "Bankrotterklärung des Rechtsstaats" und fordert Innensenator Ehrhart Körting (SPD) auf, keine "No-go-Areas für Demokraten" zuzulassen.
Mit dem Stand wollte der CDU-Kreisverband auf dem linken Myfest Flagge zeigen - und handelte sich bereits vor dem Verbot eine Drohung seitens der Autonomen ein. Die Polizei wollte zum Verbot gestern bis Redaktionsschluss nicht Stellung nehmen. Sie verwies lediglich darauf, dass in der Walpurgisnacht und am 1. Mai etwa 5.000 Beamte im Einsatz seien. "Mit dieser Kräfteanzahl ist die Berliner Polizei in der Lage, ihre vielfältigen Aufgaben an diesen Tagen mit der gewohnten Professionalität zu erfüllen" sagte Glietsch.
Doch nicht nur die CDU muss sich auf dem Myfest einschränken. Auch die fliegenden Bierverkäufer, die in den letzten Jahren ihre Stütze um ein paar Euro aufbesserten, werden an die Leine genommen. Beim diesjährigen Myfest gilt: Alle Händler, die einen Stand betreiben wollen, mussten sich zuvor beim Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg eine Genehmigung holen.
Das Genehmigungsverfahren sei auf expliziten Wunsch der Myfest-Organisationscrew eingeführt worden, so Wirtschaftsstadtrat Peter Beckers (SPD) zur taz. So könne besser gesteuert werden, an welchen Stellen Stände aufgebaut werden dürften und wo nicht. Laut Beckers hat das Ordnungsamt mehrere 100 Standgenehmigungen erteilt. Die Genehmigungen sind an die Auflage gekoppelt, keine Glasflaschen zu verkaufen. Geschickt wurde durch die Hintertür so ein Flaschenverkaufsverbot eingeführt. Kontrolliert werden wird dieses laut Beckers sowohl von der Myfest-Crew als auch von Ordnungsamt und Polizei.
Auch in der Arena am Ostbahnhof ist Vorsorge für den 1. Mai getroffen worden. Wie berichtet treffen dort am Freitag die beiden verfeindeten griechischen Basketballteams Olympiakos und Panathinaikos aufeinander. Alle 13.500 Plätze sind ausverkauft, sagt Arena-Sprecher Moritz Hillebrand. Die Fangruppen würden getrennt voneinander durch verschiedene Notausgänge eingelassen. Darüber hinaus dürften Münzgeld und Schlüsselbunde nicht in die Halle gebracht werden. Damit soll verhindert werden, dass mit Geldstücken geworfen und mit den Schlüsselbunden geschlagen wird. Getränke würden grundsätzlich in Bechern ausgeschenkt, Alkohol werde gar nicht verkauft. "Es wird auch kein Wechselgeld in Form von Münzen geben", betonte Hillebrand. "Notfalls muss man eben für seinen fünf Euroschein noch ein Würstchen für den Freund mitkaufen."
Unterdessen wurde bekannt, dass Innensenator Körting am Dienstagabend in einem Friedrichshainer Lokal von Autonomen bedrängt wurde. Darauf wurde Körting von Bodyguards zum Dienstwagen begleitet. Der Abmarsch, so eine Sprecherin, sei "zügig" erfolgt. PLU, WERA
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