: Konsequent auf dem Weg zu fischfreien Weltmeeren
■ Das Worldwatch-Institut legt Bericht vor
Washington (AP) – Nicht Tankerunfälle, Chemiemüllverklappung oder andere schlagzeilenträchtige Umweltkatastrophen bedrohen in erster Linie das natürliche Gleichgewicht der Weltmeere. Nach einem Bericht des Worldwatch-Institutes, der am Samstag in Washington vorgelegt wurde, geht die größere Gefahr von Überfischung, Küstenzerstörung und Umweltverschmutzung zu Lande aus. „Was mit den Ozeanen geschieht, ist die Geschichte dessen, was mit unserem Planeten geschieht“, sagte der Worldwatch- Vorsitzende Lester Brown.
Als schleichende Vernichtung beschreibt der Bericht „Die abgeschriebenen Meere – Den Niedergang der Ozeane umkehren“ die „langsame, aber anhaltende Wirkung von Küstenzerstörung, den unaufhaltsamen Drang, die Fischfangquoten weltweit zu erhöhen, und die verstreuten Quellen von Umweltverschmutzung, die letztlich im Meer endet“. Drei Viertel der Meeresgifte werden entweder direkt vom Land her in die Ozeane gespült oder gelangen über die Luft ins Wasser.
An den Küsten steige die Bevölkerungszahl schneller als im Inland, hieß es weiter. Die Tourismusindustrie schaffe die Hälfte aller Urlauber ans Meer. Von den zehn größten Städten der Welt liege nur Mexiko-Stadt nicht an oder in der Nähe der Küste. Die menschliche Expansion hat Marschland, Sümpfe, Korallenriffe und andere Ökosysteme vernichtet, die für die Existenz vieler Meerestiere und -pflanzen unerläßlich sind.
Im Jahr 1900 wurden noch weniger als fünf Millionen Tonnen Fisch aus den Weltmeeren gezogen. Heute sind es 80 Millionen Tonnen. Nach Schätzung der Welternährungsorganisation FAO sind die Kapazitäten der siebzehn wichtigsten Fanggebiete erschöpft, neun sind ernsthaft gefährdet. Als einen der Gründe für maßlose Überfischung nennt die FAO schlechtes Management. So würden Krabbenfischer jährlich 15 Millionen Tonnen ihres Fangs wieder über Bord werfen, weil sich keine Abnehmer fänden. Der Autor der Studie, Peter Weber, kritisierte auch die staatlichen Subventionen. Tatsächlich würde jährlich Fisch im Wert von rund 117 Milliarden Mark gefangen. Aufgewendet würden aber 262 Milliarden. Die Differenz machen staatliche Subventionen aus.
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