Kommentar Rote Flora: Freiraum sucht Mäzen
Das Beste für Hamburg wäre es, wenn sich ein neuer Eigentümer fände - einer, der die Besetzung des Gebäudes toleriert.
D er Konflikt um die Rote Flora ist keiner, den die Politik lösen könnte. Das Beste für Hamburg wäre es, wenn sich ein neuer Mäzen fände - einer, der die Besetzung des Gebäudes toleriert.
Denn wie sollten Senat und Bürgerschaft einen Konflikt mit Leuten lösen, die die Systemfrage stellen? Die Rotfloristen wollen sich nicht nur eine Nische erhalten oder gar gesellschaftliche Konflikte befrieden. Im Gegenteil: Ihnen geht es ums Ganze, die Abschaffung des Kapitalismus und - vermutlich - von Senat und Bürgerschaft gleich mit. Bei Lichte besehen ist das eine ganz schöne Zumutung.
Es spricht für die Stabilität einer Gesellschaft, dass sie das aushalten kann. Und sie profitiert zugleich davon: Es ist von Belang, dass die Systemfrage gestellt werden kann - weil es das Bewusstsein erhält, dass kein System gottgegeben ist.
Zugleich kann ein Raum wie die Flora dazu dienen, alternative Ansätze einem Realitätstest zu unterziehen. Das wird daran deutlich, wie die Revolutionäre selbst miteinander umgehen und wie stark es ihnen gelingt, über den eigenen Tellerrand hinaus zu wirken, in die Gesellschaft hinein. In dieser Hinsicht gab es zuletzt Zweifel.
Ironischerweise entkommt auch die Flora selbst dem System nicht, denn sie trägt auf unverzichtbare Weise zum Lokalkolorit bei. Was wäre denn ohne sie das beliebte, stetig teurer werdende Schanzenviertel?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links