Kommentar: Grüne gegen Demos : Sonnenblumentage sind vorbei
Ist ja niedlich, dass sich die Grünen in NRW gegen die Montagsdemos aussprechen. Nur spricht dort der Angeklagte über sein Urteil: Seit wann können Regierungen ihre eigenen Proteste kredenzen? Seit wann sollen sie die Proteste auch noch gutheißen? Das ist so, als würde die deutsche Atomkraftlobby ankündigen, sich doch nicht in Ahaus an die Gleise ketten zu wollen.
Die Grünen haben offensichtlich ihren eigenen Wandel verpennt: Sie hängen den schönen alten Tagen nach, als sie noch Seit‘ an Seit‘ mit AtomgegnerInnen, PazifistInnen und Kohl-Verächtern auf die Straße rannten. Als Grüne noch Transparente bepinselten und Sonnenblumen auf der Demo hissten.
Warum sollten sich die Hartz-GegnerInnen jetzt noch bei den vormaligen Ökopaxen einhaken? Die Partei hat dem Forderprogramm für Arbeitslose einhellig zugestimmt, selbst der Protest in den Reihen der Sozen fiel stärker aus. Hier und da hob sich ein kleiner grüner Finger, um die Ausbeuter-Jobs für einen Euro anzumäkeln, aber der verschwand dann flugs wieder im allgemeinen Reform-Gesülze.
Die Montags-DemonstrantInnen sollten froh sein, nicht von den Bündnisgrünen unterwandert zu werden. Am Ende bliebe ein bunter Haufen unzufriedener Menschen, der alles und jeden doof findet, aber keine Verantwortlichen finden will.
ANNIKA JOERES