Klima-Störung : Bush will draußen bleiben
Die USA ignorieren das Kioto-Protokoll. Immer mehr Bundesstaaten und Städte verpflichten sich freiwillig
WASHINGTON taz ■ Die USA, für rund 25 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich, sehen im Kioto-Protokoll ein Instrument, das sie im Wettbewerb benachteiligt. Denn das Abkommen verpflichtet nur die Industriestaaten zum Abbau der Treibhausgase, nicht aber aufstrebende Wirtschaftsnationen wie China und Indien. Kioto würde die US-Wirtschaft rund 400 Milliarden Dollar und 4,9 Millionen Jobs kosten, rechnet Bush stets vor. Dementsprechend ließ die US-Regierungsdelegation für die UN-Klimakonferenz in Montreal wissen: „Unsere Position ist unverändert.“
Hauptgrund für die Starrköpfigkeit der USA ist ihre massive Kohle-Abhängigkeit. So generieren die Vereinigten Staaten rund 50 Prozent ihrer Energie aus Kohle. Jede Klimapolitik mit festen Reduktionsvorgaben, so sieht es Bush, unterminiere diese für die USA so wichtige Grundlage der Energieversorgung.
Doch langsam regt sich Widerstand gegen die Haltung der US-Administration. Nach dem Wüten der Hurrikane „Katrina“ und „Rita“ diskutieren nicht nur liberale Abgeordnete über einen besseren Klimaschutz. Auch immer mehr Unternehmer ergreifen die Initiative. Sie wollen den Anschluss an neue Technologien nicht verpassen und weiter global wettbewerbsfähig bleiben. Zahlreiche amerikanische Firmen reduzieren ihre Emissionen nicht nur, sondern fordern auch staatliche Regulierung, damit Dreckschleudern nicht weiter vom Nichtstun profitieren. „Die Situation hat sich in den letzten fünf Jahren enorm verändert“, sagt Andrew Aulisi vom Umweltinstitut World Resources.
Große Hoffnungen setzen Umweltorganisationen wie Climate Crisis, USA Join the World! (www.climatecrisis.us) auf die wachsende Zahl von Bürgermeistern und Gouverneuren, die eigene Regelungen durchsetzen. So wollen die Bundesstaaten Kalifornien und New York Kioto-ähnliche Reduktionsziele für Treibhausgase annehmen und ihre Emissionswerte um 7 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. ADRIENNE WOLTERSDORF