: Klage gegen Pinochet erwartet
SANTIAGO epd ■ Der chilenische Exdiktator Augusto Pinochet muss heute mit einer Anklage wegen Mord und Entführung rechnen. Justizkreise in Santiago gehen davon aus, dass Untersuchungsrichter Juan Guzmán den Exgeneral für verhandlungsfähig erklärt. Nach der Anklageerhebung würde Pinochet dann erkennungsdienstlich behandelt und unter Hausarrest gestellt.
Guzmán hatte Pinochet vor wenigen Tagen zu seiner Verantwortung für die so genannte Todeskarawane verhört und hat damit alle formalen Schritte für eine Anklage erfüllt. Er muss nun entscheiden, ob der 85-Jährige verhandlungsfähig ist. Nach dem Verhör sagte Guzmán, Pinochet habe einen „normalen“ Eindruck gemacht.
Pinochet war am Freitag überraschend ins Militärkrankenhaus von Santiago eingeliefert worden, wurde am Samstag jedoch wieder entlassen. Vor seiner Einlieferung war der Exdiktator von einem ehemaligen Waffenbruder schwer belastet worden. Die Todeskarawane habe in der Region Antofagasta im Norden des Landes auf direkten Befehl Pinochets 14 Regimegegner grausam gefoltert und dann ermordet, sagte der ehemalige General Joaquín Lagos in einem Fernsehinterview.
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