Kitaschließungen : Horte gehören an die Schulen
Das große Umräumen in Kindergärten und Schulen wirbelt viel Staub auf. Hortplätze werden an Schulen verlagert, Kitaplätze an freie Träger und städtische Kitas in kommunale GmbHs umgewandelt. Wenn sich der Staub gelegt hat, wird sich manche Neuordnung als sinnvoll erweisen.
Kommentarvon ANNA LEHMANN
Einen Schritt nach vorn macht Berlin mit der Verlagerung der Horte an die Schulen. Das ist eine Lehre, die das Land aus der Pisastudie gezogen hat. Kinder sollten ganzheitlich lernen, und das bedeutet für die Grundschulen ganztägiger Betrieb. Bildung heißt nämlich nicht nur bimsen bis 12 Uhr, sondern schließt auch Freizeitbeschäftigung, Hausaufgabenbetreuung und Gruppennachmittage ein. Damit die Schulen zu Bildungseinrichtungen werden, gehören solche Angebote in den Lehrplan und die dazugehörigen Erzieherinnen ins Haus. In den gebundenen Ganztagsschulen nimmt die Erzieherin sogar am Unterricht teil und die Lehrer melden, dass sich das Lernklima deutlich verbessert. Auch das ist in der Pisastudie nachzulesen und in Finnland längst Praxis.
Für die Aussicht auf Spitzenleistungen lohnt sich der Gang der Hortkinder an die Schulen. Wie weit der Schritt wirklich sein wird, hängt allerdings auch davon, wie viele Kinder davon profitieren. Die sinkende Nachfrage nach Hort- und Kitaplätzen wirft einen Schatten auf Berlins Pisa-Landschaft. Denn infolge der Erhöhung der Elternbeiträge und verschärfter Prüfungen des Bedarfs ist die Nachfrage nach Plätzen teilweise erheblich zurückgegangen. Gerade Eltern von Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache sparen sich Betreuungskosten und Essengeld. Das heißt dass die Startbedingungen gerade für jene Gruppe erschwert werden, die die schlechtesten Bildungschancen hat. Horte und Kindergärten sollten zumindest für diese Kindern kostenlos sein. Will Berlin die Aussichten für alle verbessern, muss es nicht nur Plätze verlagern, sondern auch Barrieren abreißen.