Kitas Gnadenfrist : Admiral ohne Schiff
Der Entmündigung folgt die Entlassung. In Ehren, versteht sich, aber so was will wohl vorbereitet sein. Bis FDP-Senator Rudolf Lange Anfang nächsten Jahres von seinem Amte lassen wird, muss das Kita-Chaos halbwegs geordnet und die Nachfolgefrage geregelt sein. Seit gestern läuft die Gnadenfrist.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Denn aus polittaktischer Sicht muss zunächst die wahre Tiefe des Finanzlochs ausgelotet werden. Langes Senatskollegen erschienen gestern mit zugenähten Hosentaschen, zu verschenken haben sie alle nichts. Am Ressortdenken scheitern deshalb selbst Einwände, dass die Kita-Frage ein Problem der gesamten Rechts-Koalition ist.
Zwar ist dies zutreffend, aber noch lange kein Grund, knappes Geld in einem bodenlosen Fass zu versenken. Politstrategisch ist die Lösung vorzuziehen, die am preiswertesten für Ruhe im Kindergarten zu sorgen verspricht.
Unübersehbar wurde gestern deshalb die Richtung neu bestimmt. In der Kita-Politik wurde Lange entmachtet, die Befehlsgewalt haben die Vertrauten von Bürgermeister, Finanz- und FamiliensenatorIn übernommen. Ihr Auftrag lautet, das Kita-Fiasko aus dem nächsten Wahlkampf herauszuhalten. Denn mit dieser offenen Flanke ist kein Urnengang zu überleben.
Die Koalitionslotsen sollen den Kurs nun neu abstecken, derweil die Liberalen die Erbfolge regeln. Seit gestern ist Rudolf Lange ein Admiral ohne Schiff.
Was für Hamburgs Kinder und Kitas sich verbessert, bleibt ungewiss. Das war gestern nicht das Thema.