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Keine Schönfärberei -betr.: "Blinde Flecken tilgen" v. 20./21.1.96

Betr.: „Blinde Flecken tilgen“ v. 20./21.1.

Eine Moschee in der Berliner Str. haben wir tatsächlich nicht besucht, denn die Adresse der An-Nur-Moschee im Steintor lautet Eschenstr. 1, wie die taz in unserer Broschüre auch hatte nachlesen können. Obwohl die im ganzen „Viertel“ bekannten Erzählungen über bärtige Algerier, die dort ein- und ausgehen, auch uns nicht verborgen blieben, hatten wir uns aber entschieden, derartige Geschichten nicht wiederzukäuen, sondern nach unserer Begegnung mit der An-Nur-Moschee auf ein Problem im Umgang mit dem sog. „religiösen Fanatismus“ hinzuweisen.

Dieses stellt sich in Form der – für jeden Anwohner auch sichtbaren – Abgrenzung des Moscheevereins gegenüber der Außenwelt, die mit religiösen Vorstellungen – der Glaube, der sich durch den Ausschluß der ungläubigen Umgebung verstärkt – zusammenhängt. Ob ein solches Verhalten „fanatisch“ wird, bestimmt auch die von der Außenwelt vorgenommene Stigmatisierung.

Ohne Kontaktaufnahme kann es keine „differenzierte Auseinandersetzung“ mit den dortigen Muslimen geben. Es ist also wenig hilfreich – wie auch unrealistisch – die An-Nur-Moschee als Bremische Basis des algerischen Islamismus darzustellen. Unsere zurückhaltendere Beurteilung entspringt nicht einer gewollten oder ungewollten „Schönfärberei“, sondern sie beabsichtigt, die Voraussetzungen eines kritischen Dialogs zu verbessern.

Tilman Hannemann

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