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Archiv-Artikel

Kein politisches Campus-Radio mehr

Hörfunk Weil Unterstützung durch die Uni fehlte, geben Studierende nach acht Jahren auf

Von EIB
„Die sagten, sie hätten im Bachelor-Studium keine Zeit für so etwas“

Klaus Jochims

Beiträge über Forschungs-Kooperationen mit Rüstungsfirmen, Studienratswahlen und den scheidenden Mensa-Koch sowie über Bremer Plattenläden und Castortransporte: Acht Jahre sendeten Studierende der Universität Bremen im Campus-Radio alles, von dem sie annahmen, es könnte auch ihre KommilitonInnen interessieren. Das ist vorbei. Morgen läuft die Abschlusssendung auf der Welle des Bürgerfunks Radioweser.

Als Grund für das Ende des einzigen uniinternen Hörfunks sagt Jan Peter Erb, einer von denen, die fast von Anfang an dabei waren, dass es zuletzt an RadiomacherInnen mangelte. In der Lehrveranstaltung, die das Campus-Radio begleitete, hätten zwar immer 30 bis 50 Leute gesessen. Aber zu den Redaktionssitzungen seien nur sehr wenige gekommen, sagt Erb, der gerade sein Studium beendet hat. „Die sagten, sie hätten im Bachelor-Studium keine Zeit mehr für so etwas“, erinnert sich Seminarleiter Klaus Jochims, ein ehemaliger Radio-Bremen-Redakteur.

„Das kann ich mir vorstellen, die stehen anders unter Druck als wir im Magister-Studium“, sagt Ramona Schlee, die im Campus-Radio ihre ersten Gehversuche als Journalistin machte und heute für Radio Bremen arbeitet. „Aber ich glaube, dass man sich die Zeit dafür nimmt, wenn es einem wirklich wichtig ist.“

Der eigentliche Grund ist wohl auch eher die mangelnde Unterstützung durch die Universität beziehungsweise den Studiengang Kulturwissenschaft, in dem das Projekt angesiedelt war und der den Lehrbeauftragten Jochims bezahlte. Bis zum vergangenen Wintersemester. Da suchten Studierende die Veranstaltung erfolglos im Vorlesungsverzeichnis. „Die kamen zu mir, aber ich wusste von nichts“, sagt Jochims, der das Seminar gerne weiter geführt hätte.

Für Studierende, die sich im Journalismus und speziell im Hörfunk ausprobieren wollen, soll es ein neues Angebot geben: „Krosse“ heißt ein Projekt des Instituts für Medienwissenschaft. Ein „krossmediales“ Online-Magazin mit einem TV- und einem Radioableger. Es soll um Themen aus Kultur, Medien und Freizeit gehen, wie es auf der Homepage heißt. Einen Verweis auf die Universität gebe es bewusst nicht, sagt Projektleiter Marco Höhn. „Wir wollen Leser nicht verschrecken, die sollen nicht denken, es richte sich nur an Studierende.“

Das von einem Diplom-Elektrotechniker verantwortete zweite Studi-Projekt, Campus TV, geht in Krosse TV auf. Auf dessen Homepage finden sich „Fun & Lifestyle“-Themen. Und die Meldung „Die heute stattgefundene Praxisbörse im GW2 wurde von einer Farbattacke auf den EADS-Stand überschattet.“ EIB