: Kein Ort des Bösen -betr.: "Koblauch ein Gedicht", taz vom 22.4.1995
Betr.: „Knoblauch, ein Gedicht“, taz vom 22.4.
Ich möchte ein paar kleine, aber nicht unwesentliche Punkte klarstellen: Das Haus Mozartstraße 18 erscheint mir nicht als ein „Ort des Bösen“ – wie hätte ich es dort wohl bislang fast sieben Jahre aushalten können? Nein, mit dem Schreiben meines Gedichts über jenes Haus habe ich ja gerade den (für mich gelungenen) Versuch unternommen, das ambivalente Verhältnis zu klären, zu bereinigen. (Übrigens war nicht der im Gedicht erwähnte Schneider jüdischer Herkunft, sondern – sehr wahrscheinlich – seine Frau.) Wenn ich in Bremen ein mit dem „Fluch des Bösen“ belegtes Haus benennen sollte, dann fiele mir spontan vielmehr das Gefangenenhaus am Ostertor ein, die Ostertorwache also. Und zwar nicht wegen irgendwelcher Gespenster, sondern wegen der realen Kontinuität...
Und – last not least – möchte ich doch klarstellen, daß sich das, was ich im Interview über die Literaturkritik gesagt habe, keinesfalls nur auf die hiesige, die deutsche Szene bezieht, wie man vielleicht angesichts der Bildunterschrift denken könnte. Nein, wenn ich Gedichte schreibe, dann denke ich überhaupt nicht an irgendwelche Kritiker.
Sujata Bhatt
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