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Kein Konsum aus Kinderhänden

■ Die Kampagne von Terre des Hommes gegen Kinderarbeit stößt bei der Wirtschaft auf geteiltes Echo: Von Unterlassungserklärung bis zur Zusammenarbeit

Frankfurt/Main (epd) – Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes war überrascht. 1.115 Mark wollte eine Anwaltskanzlei in Hamburg für ihre Bemühungen. Die Anwälte waren vom Verband des Tee-Einfuhr- und Fachgroßhandels beauftragt worden, Terre des Hommes zu einer Unterlassungserklärung aufzufordern. Das Hilfswerk hatte in Anzeigen behauptet, der hierzulande verkaufte Tee werde mit Hilfe von Kinderarbeit produziert. Das bestritten die Anwälte der Tee-Importeure: „Für die Tee-Ernte und die Produktion ist die Behauptung in Ihrer Werbung unrichtig.“ Terre des Hommes diskriminiere die Tee- Erzeuger und den Teehandel, schrieben die Anwälte und drohten gerichtliche Schritte an.

Die Internationale Arbeitsorganisation in Genf verfügt jedoch über Informationen, daß in Nepal „etwa zehn Prozent der gesamten Arbeitskraft auf Teeplantagen Kinder im Alter zwischen 8 und 15 Jahren sind“. In den ostindischen Bundesstaaten Assam und Westbengalen sei Kinderarbeit auf Teeplantagen weit verbreitet.

Terre des Hommes sieht dem Streit gelassen entgegen. Ähnlich wie die Tee-Importeure hätten auch manche Teppich-Importeure vor vier Jahren reagiert, als man in einer gemeinsamen Kampagne mit Brot für die Welt und Misereor die Kinderarbeit in Indiens Teppichfabriken angeprangert habe, sagt Pressesprecher Peter Strack. Heute unterstützten viele Teppichhändler die Kampagne sogar. Die Kampagnen der Hilfswerke gegen die Kinderarbeit stoßen bei der deutschen Wirtschaft eben auf ein geteiltes Echo.

Für lobenswert hält Terre des Hommes die Einstellung von C&A. „Es gibt eine klare Anweisung an die Aufkäufer, daß wir keine Kinderarbeit gestatten und daß das Arbeitsumfeld menschenwürdig sein muß“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. C&A behalte sich vor, bei Verstößen Aufträge zu stornieren. Es lasse sich aber nicht mit Sicherheit garantieren, daß in einigen Lieferbetrieben doch Kinder angestellt würden.

Daß auch kleinere Unternehmen in der Textilbranche mit diesen ethischen Grundsätzen überleben können, zeigt der Böblinger Textilgroßhandel „Classico“. Inhaber Ulrich Depken kauft bewußt keine Ware, in denen Kinderarbeit steckt. Um dies zu gewährleisten, kontrolliert er selbst im Ausland nach.

Der „Bundesverband der Orientteppich-Importeure“ in Hamburg hat mit dem „Indo-German Export Promotion Project“ (IGEP) im Januar auf der „domotex“ in Hannover das Warenzeichen „Rugmark“ vorgestellt: Es steht für Teppiche, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden.

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