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Archiv-Artikel

Kabinenpredigt Sarah BSC

Ich wüsste nicht, dass es in der Geschichte von Hertha BSC so etwas schon mal gegeben hätte. Die Mannschaft, die als Hauptstadtverein mit suspekten Fans wenig Sympathien im Lande hat, mit dieser Truppe hat Deutschlands Fußballwelt plötzlich Mitleid.

Das allein ist schon ein Verdienst von Götz, Hoeneß, Marcelinho und Co., der nicht zu verachten ist. Schalke-Trainer Smolka entschuldigte sich sogar fast, dass seine Mannschaft gewonnen hat. Es ist aber auch wirklich Mitleid erregend, dieses armselige Herumgeholze. Nach dem samstäglichen Tor von Schalke in der 6. Minute waren die Herthaner so klein und traurig anzusehen, dass ich am liebsten aufs Feld gerannt wäre, um Tränen abzuwischen und Köpfe zu streicheln.

Kein Wunder, das Götz die anschließende Pressekonferenz mit einen geseufzten „Tja“, gefolgt von einer langen Pause, eröffnete. Dazu gibt es nämlich wirklich nicht viel mehr zu sagen. Staunend sahen die Herthaner beispielsweise zu, wie Assamoah im Spiel plötzlich niederkniete, um einem Kollegen wie eine besorgte Mama die Schnürsenkel ordentlich zuzubinden. Das ist Zusammenhalt, der den Berlinern fehlt.

Was Hertha noch schmerzlich vermisst, ist ein Spielführer, der die Mannschaft zusammenhält. Man darf nicht vergessen, dass es Fußballer sind, und die brauchen einen Führer, sonst sind sie verwirrt. Hier würde sich ein 1-Euro-Jobber anbieten. Die Voraussetzung, dass diese Position nicht besetzt ist, erfüllt Hertha definitiv zu 100 Prozent. Und das „Gehalt“ liegt auch im finanziellen Rahmen des Vereins, jetzt, wo die Zuwendungen aus dem Uefa-Cup in immer weitere Ferne rücken. Also, wer Interesse hat, einfach mal bei der Arbeitsagentur melden. SARAH SCHMIDT