KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER „DEM HIMMEL SO NAH“ : Licht, Luft, Verwandlung
Die „Entdeckung“ des altehrwürdigen Licht- und Luftbades auf dem Stadtwerder durch die Bremer Kulturszene ist ein Glücksfall. Das Lagerhaus ist hier seit Jahren aktiv, die Shakespeare Company hat den „Zirkus Quantenschaum“ steigen lassen. Doch noch nie konnte das Gelände so umfassend seine Reize zeigen wie mit „Dem Himmel so nah“ vom Blaumeier Atelier.
Die Bespielung der Liegewiesen, verwinkelten Hecken und Waldwege mit Licht, Lauten und Maskenspiel ist ein wirklich betörendes Ereignis. Leider ist „Zauber der Verwandlung“ ein zu banal gewordener Begriff – aber auch, was sich in den Gesichtern der umherwandernden Zuschauer spiegelt, kann man durchaus so nennen. Die 70 Aktiven von Blaumeier und den dazugekommenen Gruppen, etwa aus dem Kulturladen Huchting, spielen dabei mit allen Größenordnungen: Es gibt die gefühlte hundert Meter lange Bühne der himmlischen Heerscharen und Wildnisbewohner, die auf einer großen Wiese ihre Wabenzelte errichten. Aber auch sehr kleine, konzentrierte Szenen wie die des Wesens im Wald, das über Stunden ein Erdloch gräbt.
Die vielfältigen Welten erinnern an die legendären „Freinächte“ auf der Altmannshöhe, deren heikle Finanzierung im kommenden Jahr vielleicht noch einmal gewagt werden soll. Doch die poetische Verwandlung des Stadtwerder ist fast noch phänomenaler.