KUNSTRUNDGANG : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Ostern ist die Zeit, in der gerne die berühmten Fabergé-Eier ausgestellt werden, wie jetzt in der Hypo-Kunsthalle in München. Dort ist auch ein Kriegsei von 1917 zu sehen, aus geschwärztem Stahl, gehalten von vier Patronen. Im Innern findet sich ein winziges Staffeleigemälde, das den Zaren zeigt, der seine Truppen inspiziert. Kriegsteller, die an dieses Vorbild erinnern, stellt nun Erbol Meldibekow aus Kasachstan in der ifa-Galerie aus. Die rund 50 Keramiken weisen eine typisch folkloristische Ornamentik auf, die dann allerdings ganz untypische fotomontierte Motive umrahmt, wie etwa das traditionelle Bild eines Kamels, das nun freilich eine Stalinorgel auf seinem Rücken trägt. Mit der Ausstellung „Vom roten Stern zur blauen Kuppel“ setzt die ifa-Galerie ihre Reihe „Islamische Welten“ fort, und zwar mit „Kunst und Architektur in Zentralasien“. Seit der Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepubliken Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan und Tadschikistan ist eine junge Künstlergeneration herangewachsen, die sich in ihren Arbeiten mit diesem historischen Bruch, der vor allem in der Re-Islamisierung ihrer Länder Ausdruck findet, auseinander setzt. Bindeglied zwischen Kunst und Architektur ist eine Installation, die die Fassadengestaltung der industriell erstellten Wohnbauten in den zentralasiatischen Republiken dokumentiert und dabei belegt, wie schon immer versucht wurde, die islamische Ornamentik mit der Ikonografie der Sowjetunion, dem eigentlichen Inhalt des Überraschungseis von 1917, zu versöhnen. Diese ubiquitäre, modernisierte Ornamentik beschäftigt denn auch das Künstlerpaar Galim Madanow und Zauresch Madanowa oder Naomi Tereza Salmon. In ihr scheinen noch immer – oder nun wieder – Religion, Kunst und modernes Leben zusammenzukommen.