KOMMENTAR VON FELIX ZIMMERMANN : Frauen sind Wurst
Arbeitete der Autor dieser Zeilen in einer Wurstfabrik, dann müsste es ihn nicht wundern, wenn eine Kollegin ihm in der Pause immer genau 15 Prozent von seinem Pausenbrot abschneiden würde, um dieses Stück selbst zu verzehren. 15 Prozent, das ist der Unterschied im Lohngefüge zwischen Mann und Frau in der Fleischverarbeitung. Der Senat findet dieses Weniger für Frauen „nicht eklatant“, was nur zeigt, dass ihm das drängende Problem der Lohnungleichheit Wurst ist.
15 Prozent weniger ist eine Menge, wobei die Aussage des Senats auch den Tatsachen entspricht: Fleischerinnen können von Glück sagen, denn im Durchschnitt verdienen Frauen noch viel weniger als ihre Kollegen.
Dass das immer noch so ist, obwohl es alljährlich immer wieder beklagt wird, ist allein schon ein Skandal. Man kann dahinter nur ein männliches Machtkartell vermuten, das von den Schaltstellen in Politik und Wirtschaft aus eine gerechtere Lohn- und Beschäftigungspolitik kreativ verhindert, anstatt diese Kreativität sinnvoll einzusetzen, um die Lücke zu schließen.
Dass der Senat sich aber in einer ganz unverdeckten, nun ja, Wurstigkeit diese Thematik abhandelt, indem er billige Ausflüchte findet, um die eigenen Handlungsspielräume kleinzureden und die Zuständigkeit an den Bund abzugeben, ist bestürzend. Es könnte in Bremen einiges getan werden, um Ursachen zu ergründen und das Problem anzugehen. Kreative Frauen – etwa im landeseigenen Gleichstellungsbüro – gibt es genug. Oder im Sozialressort wird so fleißig daran gearbeitet, dass man dort einfach noch nicht dazu gekommen ist, die wirkungsvollen Maßnahmen auch umzusetzen.