KOMMENTAR VON ALKE WIERTH : Die Roma-Tragödie
Es war falsch, den Roma, die im Flüchtlingsheim Motardstraße Unterkunft gefunden hatten, Geld zu zahlen, damit sie Deutschland verlassen. Die Erwartung, dass wirklich alle gehen würden, war eindeutig unrealistisch. Die hier Verbliebenen sind nun in derselben inakzeptablen Lage, in der sie zu Anfang des Dramas waren.
Der Integrationsbeauftragte Günter Piening nennt die Aktion „die beste Lösung angesichts der vorhandenen rechtlichen Rahmenbedingungen“. Das mag sein. Es zeigt aber nichts weiter, als dass diese Bedingungen der Lebensweise der Roma nicht gerecht werden. Das führt zu Tragödien wie der, die Berlin gerade erlebt. Es ist widerwärtig, mit anzusehen, wie leicht Ablehnung, gar Hass auf Roma auch hier noch zu schüren ist. Nicht nur ihre Lebensweise liefert Gründe, ihnen Sonderregeln zuzugestehen, sondern auch die Verfolgung, der sie seit Unzeiten ausgesetzt waren und sind, die Vernichtungsmaßnahmen, denen die Nazis sie unterzogen haben, und der Hass, dem sie hier immer noch begegnen. Die mobile europäische Minderheit braucht Anlaufstellen, die ihnen Übernachtungsmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung bieten. Es muss darüber nachgedacht werden, wie ihnen Gelderwerb ermöglicht werden kann, ohne sie dabei vor bürokratische Hürden zu stellen, die für viele Angehörige dieser Minderheit unüberwindlich sind. Der verfolgten Minderheit der Roma muss endlich ein Leben in Frieden ermöglicht werden.