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Archiv-Artikel

KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER DIE BLOCKADE DER ST. PAULI-ULTRAS Bärendienst für Solidarität

Dass aufgrund von Sicherheitserwägungen alle Rostock-Fans am Millerntor ausgesperrt blieben, gilt es zu geißeln

Gut gemeint ist bisweilen das Gegenteil von gut. Und so haben die St. Pauli-Ultras mit ihrer Tribünenblockade der Fan-Solidarität und damit ihrem eigenen Anliegen einen Bärendienst geleistet. Wer Fans des eigenen Vereins eine Aktion aufzwingt und dabei deren leibliches Wohl gefährdet, um Solidarität mit den gegnerischen, ausgesperrten Fans zu demonstrieren, hat den Solidaritätsgedanken falsch verstanden.

Zurecht haben die Medien fast nur über die Reaktionen auf Blockade-Nötigung berichtet, nicht aber darüber, warum die Ultras blockierten. Denn dass aufgrund von Sicherheitserwägungen letztendlich alle Rostocker Fans am Millerntor ausgesperrt blieben, gilt es tatsächlich zu geißeln. Nur dieses Thema geriet aufgrund der Blockade genauso ins Abseits wie die Ultras selbst.

Wer nun wie Corny Littmann Deeskalationskonzepte bei Polizeieinsätzen vor Fußballstadien fordert, sollte zugestehen, dass die von Polizei und Clubführung gemeinsam getragene Strategie der Reduzierung der Rostocker Tickets auch zu der Eskalation beigetragen hat, die in der Blockade mündete. Und die auch dazu führt, in Rostock das Feindbild St. Pauli neu zu beleben. Dass diese Feindbildverfestigung vorerst nicht zu neuer Randale zwischen Fans aus Hamburg und Rostock führen wird, hat nur einen Grund: Dass beide Vereine ab Sommer wohl nicht mehr in derselben Liga spielen.