KOMMENTAR: FRIEDERIKE GRÄFF ÜBER PFLEGEKRÄFTE-AUSBILDUNG : Zu kurz gegriffen
In einem hat Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) recht: Pflegenachwuchs ist schwer zu finden. Kaum jemand drängt sich danach, Krankenschwester oder Altenpfleger zu werden. Özkan hat sich deshalb, ebenso wie Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), gegen Pläne der EU-Kommission gewandt, das Abitur für bestimmte Pflegeberufe zur Zulassungsvoraussetzung zu machen. Das aber ist fatal.
Denn zum einen hat auch die EU recht, wenn sie ihre Pläne mit den gestiegenen Anforderungen in den Pflegeberufen begründet: Der Umgang mit immer mehr Dementen in den Alten- und Pflegeheimen stellt das Personal vor Herausforderungen, die langfristig nur mit einer umfassenden Ausbildung zu bewältigen sind.
Wichtiger aber ist ein anderer Punkt: Von Seiten der deutschen Politik liegt kein überzeugendes Konzept vor, wie die Pflegeberufe attraktiver gestaltet werden können. Trotz aller Krokodilstränen hat sich an den Bedingungen dieser – weithin als „Frauenberuf“ angesehenen – Arbeit nichts geändert. Sie trägt weiterhin alle Merkmale, die jeden und jede abschrecken müssen, der eine Alternative hat: schlechte Bezahlung, starre Hierarchien, kaum Aufstiegsmöglichkeiten.
Diese so anstrengende wie wichtige Aufgabe an ungelernte Kräfte oder solche mit geringer Qualifikation vergeben zu wollen, um dadurch Geld zu sparen, greift viel zu kurz.
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