KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER KRISENBEWÄLTIGUNG : Ein Vorzeige-Manager dreht durch
Klaus Allofs war der Vorzeige-Manager der Bundesliga. Immer, wenn’s darum ging, vorbildliches Geschäftsgebaren im Profi-Fußball zu erwähnen, kam die Rede auf Werder Bremens Sportdirektor. Damit ist jetzt Schluss. Denn Allofs hat den Spielern das Gehalt gekürzt, um sie wegen schlechter Leistungen kollektiv zu bestrafen.
Das ist eine vollendet schwachsinnige Maßnahme. Die Krise des Teams kann sie nicht beseitigen. Und nur im günstigsten Fall wirkt sie nicht eskalierend: In jedem Rechtsstreit hätten die Spieler jedenfalls gute Karten, und wenn sie Lust auf Krawall haben: Streik wäre in der von Allofs geschaffenen Situation ein legales Mittel. Fragt sich bloß: Warum tut er das? Klar, die Fans hätten’s erst mal gut finden können: Wenn die Kicker verlieren, mutieren sie in deren Gesängen schnell zu Scheißmillionären. Aber es geht nicht ums Anbiedern. Es geht um Schuldzuweisungen. Denn in der Kritik stand zuletzt vor allem Allofs Transfer-Politik.
So hatte Werders derzeit zuverlässigster Spieler, Torwart Tim Wiese, betont, dass der an Real Madrid verkaufte Mesut Özil dem Team „an allen Ecken und Enden“ fehle. Der Manager hatte das zwar als „Blödsinn“ abgetan, aber dieses Argument überzeugt nicht so recht. Nein, wenn überhaupt, hätte Allofs in diesem Jahr sich selbst bestrafen und aufs Weihnachtsgeld verzichten müssen.