KLON-KONFERENZ GING NICHT ÜBER WOHLFEILE VERURTEILUNGEN HINAUS : Klonen ist keine Zukunftsmusik
Duplizierte Katzen und Kaninchen, Zellen, die sich zum Ei zurückentwickeln – die Gestaltungsmöglichkeiten in Gottes großem Tierpark werden immer größer. Fast ein Dutzend verschiedener Säugetierarten wurden bisher geklont. Und mit der Produktion von Eizellen aus Stammzellkulturen gelang es sogar, den „Rohstoff“ dafür ohne den lästigen Umweg Frau herzustellen. Kein Wunder, dass die Umwälzungen in Medizin und Biotechnik die Fantasie der Forscher anstacheln. Wenn nur die lästigen Fragen zu Ethik und Moral nicht wären.
Die Konferenz zum Klonen, die gestern in Berlin zu Ende ging, war von der Bundesregierung in erster Linie einberufen worden, um vor den entsprechenden UN-Verhandlungen im Herbst über ein Klonverbot zu diskutieren. An wohlfeilen Verurteilungen des reproduktiven Klonens fehlte es nicht. Doch bei grundsätzlicheren Fragen zu den ethisch-moralischen Aspekten drückten sich die meisten Forscher vor einer Ächtung des reproduktiven und „therapeutischen“ Klonens. Nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ wollen sie sich diese wissenschaftliche Spielwiese nicht ganz nehmen lassen. Dabei hängen beide Arten des Klonens untrennbar zusammen: Bei beiden wird der Zellkern und damit die genetische Grundausstattung manipuliert, bei beiden ist die Menschenwürde tangiert.
Um dieses ethische Kernproblem zu umgehen, verweisen Forscher gern auf die technischen Schwierigkeiten des Menschenklonens und die unseriösen Versprechen der Lebenskopierer, ob es sich nun um das geplante Klonkabinett des Dr. Antinori oder die abstrusen Homo-Xerox-Visionen einer Ufo-gläubigen Sekte handelt. Einer wissenschaftspolitisch wie ethisch akzeptablen Lösung kommt man indes nicht näher, wenn man das Klonen zur Zukunftsmusik erklärt. Dafür überlässt man mit dieser Strategie den vorlauten Klon-Propagandisten das Feld. Und legt den Grundstein dafür, dass Politik und Moral den wissenschaftlichen Neuerungen in diesem Bereich immer weiter hinterherhinken. WERNER BARTENS
Arzt und Redakteur der Badischen Zeitung