KLEIN UND GROSS : Urvater Hund
„Sie hatte was?“, fragte ich.
„Eine Dunstabzugshaube über dem Klo.“
„Das ist nicht dein Ernst.“
„Das habe ich auch zu ihr gesagt, als ich sie gesehen habe.“
„Und was hat sie darauf geantwortet?“
„Raumspray hat jeder.“
Ich saß mit Rainer auf einer Parkbank im Volkspark Friedrichshain. Wir tranken Dosensekt, zählten Mütter mit Kinderwagen und knackten mit den Zähnen Sonnenblumenkerne.
„Wo hast du sie noch mal kennen gelernt?“
„In der 8mm-Bar.“
„Hm“, machte ich, hörte aber nur noch mit halbem Ohr zu, weil meine Aufmerksamkeit nun von etwas anderem gefangen genommen wurde. Ein kleiner Junge verteilte gerade sein Schokoladeneis auf der Hose seiner Mutter, ohne dass sie es mitbekam. Sie hatte ihr zweites Kind aus dem Kinderwagen gehoben und schnüffelte an dessen Hinterteil. Keine fünf Meter davon entfernt hielt eine andere Mutter ihre Tochter gegen einen Baum. Wir stammen gar nicht von Affen, sondern von Hunden ab, dachte ich. Und vielleicht sind Dunstabzugshauben doch nicht so sonderbar. Man könnte sie sogar über Wickeltischen montieren.
Ich wandte mich wieder Rainer zu. „Hast du sie denn?“
„Habe ich was?“
„Hast du die Dunstabzugshaube benutzt? Ich meine: Funktioniert sie?“
Rainer sah mich an, als hätte ich einen schlechten Witz gemacht.
„Nein, ich habe sie nicht benutzt“, sagte er langsam und dabei jede Silbe betonend. „Ich habe dort auch kein großes Geschäft verrichtet. Ich hatte in dem Moment nicht die Muße.“
Auf die Parkbank neben uns setzte sich eine junge Mutter und schälte ihr Baby aus einer frisch gefüllten Windel. Der Wind trug eine frische Brise zu uns herüber. „Schade“, sagte ich. „Das hätte mich jetzt doch interessiert.“
DANIEL KLAUS