KARIN EVERS-MEYER, STANDORTVERTEIDIGERIN : Die Eisenharte
■ trat 1978 in die SPD ein. Sie ist ausgebildete Kauffrau und arbeitete an der Akademie der Künste in Berlin. Foto: ap
Karin Evers-Meyer (SPD) hat sich einen Namen gemacht als Behindertenbeauftragte des Bundes. Das Amt war sie 2009 los – aber zuvor hatte sie die Diskussion um die inklusive Schule, also das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung, entscheidend vorangetrieben. Und mit ihrem Eintreten fürs Antidiskriminierungsgesetz hatte sie auch für Aufmerksamkeit gesorgt. Darüber hätte man glatt vergessen können, dass sie die Wilhelmshavener Abgeordnete ist. Und zu den eher konservativen Sozialdemokratinnen zählt.
Doch mit gefühligen Themen ist jetzt Schluss: Evers-Meyer ist auch Regionalpolitikerin – und in der Region ist das Militär größter Arbeitgeber. Schon in ihrer ersten Wahlperiode, 2002, hatte sie sich deshalb einen Sitz im Verteidigungsausschuss erobert, und sie hat ihn über die Jahre verteidigt.
Das zahlt sich jetzt aus. Denn im Zuge der angekündigten großen Bundeswehr-Strukturreform kämpft die 60-Jährige mit Argumenten, die eines CDU-Rechtsaußen würdig wären, für ihre Standorte. Das nach dem von Ewiggestrigen verehrten Manfred von Richthofen benannte Marine-Geschwader soll aufgelöst werden? Nicht mit Evers-Meyer! Eine Alarmrotte sei „unverzichtbar für die Sicherheit Norddeutschlands“, und deshalb sollen auch fürderhin rund um die Uhr zwei „Phantom“-Kampfjets in Witmund startklar bleiben. Wer schützt sonst unseren Luftraum!
Zu sagen, dass die Marine die Handelswege überall zu schützen habe, hält Evers-Meyer für „eine Selbstverständlichkeit“, und das ist doch mal was anderes als das ewige Bürgermeister-Gejammer, wie viele Arbeitsplätze wegfallen würden, wenn jene Kaserne dichtgemacht oder dieser Stützpunkt geschlossen werden soll. Und dieser Militarismus aus dem Geist des kaiserlichen Stadtgründers hat sogar gute Chancen, erfolgreich zu sein – zum Wohle des Standorts Wilhelmshaven, der gestärkt hervorgehen könnte aus der großen Reform. Wenn’s so kommt, dann werden sie im alten Reichskriegshafen Salutschüsse abfeuern für ihre Abgeordnete und Vivat rufen – bevor sie aufbrechen an die Front. BES