KABINENPREDIGT VON JOHANNES KOPP : Bitte kein Logo mit „ss“
Hier sollte eigentlich nicht der Ort sein, um Marketingstrategien von Fußballvereinen ein Forum zu bieten. Aber wenn sie so missraten wie im Falle vom Berliner FC Dynamo, kann man schon einmal eine Ausnahme machen. Der Traditionsclub aus dem Ostteil der Stadt hat sich nämlich mit ganz eigener Raffinesse ein neues Logo ausgedacht, weil das alte dummerweise schon seit Jahren im Besitz zwielichtiger Personen ist.
Der eine ist Mitglied des in Deutschland teilweise verbotenen Motorrad- und Rockerclubs Hells Angels, der andere sitzt derzeit eine Haftstrafe wegen Kinderschändung ab. Und beide profitieren statt des Vereins am Verkauf der BFC-Fanutensilien.
Damit das neue Logo möglichst schnell zum Verkaufsschlager wird, entschloss man sich zu einem „einfachen Trick“, wie der Mäzen und Vereinsbesitzer Peter Meyer berichtete. Künftig soll auf dem Logo entgegen der Rechtschreibregel „Fussball“ statt „Fußball“ stehen. Genauer: „Fussball Club Dynamo“.
Meyer erklärte den Fans die nach außen gerichtete Strategie: „Ihr könnt uns alle scheiße finden, aber WIR sind der BFC und nur WIR schreiben Fussball mit kleinem ss. Sie werden sich aufregen und sagen: Was bilden die sich ein, ja aber so war der BFC schon immer und so soll er bleiben.“
Welch Botschaft! Beim BFC Dynamo nimmt man sich das Recht heraus, exklusiv alles falsch machen zu dürfen. Aber nicht alle Anhänger fanden diese Art der Selbstdarstellung so famos wie Meyer. Die Tücke liegt nämlich im Detail. Ein Verein, der sich dagegen verwehrt, wegen seiner rechtsextremen Fankreise stigmatisiert zu werden, tut sich keinen Gefallen damit, ausgerechnet auf einem orthografisch falschen ss zu beharren und dies auch noch als Marketingstreich auszugeben. So viel Falschheit will man jetzt selbst beim BFC nicht akzeptieren. Das Logo soll der Rechtschreibung angepasst werden.