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Archiv-Artikel

K.-P. KLINGELSCHMITT ÜBER ÄLTER WERDENZU MEINER PERSÖNLICHEN HALBZEIT HABEN HEUTE DIE LESER DAS WORT Suppenkaspermentalität

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Mittwoch Natalie Tenberg Habseligkeiten Donnerstag Josef Winkler Wortklauberei Freitag David Denk Fernsehen Montag Susanne Klingner Die Farbe Lila Dienstag Martin Unfried Ökosex

Liebe Altersgenossinnen und - genossen der Generation 50 plus (undogmatisch) links. Es ist Halbzeit. Im zarten Alter von 56 Jahren nämlich habe ich 2008 mit dem Schreiben dieser Kolumne Älter werden begonnen. Und an meinem 60. Geburtstag 2012 werde ich damit aufhören, falls mir nix dazwischenkommt (so viel Respekt muss sein – vor IHM). Denn ab dem siebten Lebensjahrzehnt wird man zwar auch weiter noch immer älter, falls man nicht tatsächlich schon früher stirbt und damit länger tot ist. Aber man ist (!) es dann ja auch schon. Häh!?

Gut. Die noch Jüngeren unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser dieser Kolumne in dieser kleinen, aber feinen wunderbaren etc. ..., die Sie zwar auch sekündlich Älter werden, das aber (noch) nicht richtig einordnen können und deshalb glauben, dass Älter werden nur etwas für die Älteren sei, haben jetzt Verständnisschwierigkeiten; verständlich. Aber wir von My Generation wissen Bescheid. An dieser Stelle muss ich mich zunächst einmal bei einem Leser entschuldigen, der das Kursive in meinen Kolumnen und auch die vielen Klammern – für mich Ausdrucks- und Stilmittel – leider nicht mehr sehen kann. Halten Sie durch! In weniger als zwei Jahren ist es damit vorbei. Und heile, heile Mausespeck, in 100 Jahren ist (sowieso) alles weg (Ernst Neger).

Überhaupt: Ihr reges Feedback motiviert mich jedes Mal neu und treibt mich an: Jeder Mensch braucht etwas, das ihn antreibt (Dettmar Cramer, 85 plus, Volksbank). Gerne mehr von meinen Kolumnen möchte etwa der Ex-Stalinist @ von Karl lesen, während mich ein noch praktizierender Stalinist und Leidartikler im linksextremistischen Schülerkampfblatt Junge Welt (hist.: das Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend) mehrfach arg beschimpfte und tief im rassistischen Sumpf steckend verortete. Oh wow wow! Sicher wieder einer dieser geklonten, auf Abweichler dressierten hundsgemeinen pawlowschen Schreibwichtel (siehe auch Beißreflex beim Deutschlandfähnchen).

Lesen Sie also neben Ihrer Lieblingszeitung, die täglich mehr als 300.000 Menschen knallhart (aber nie ohne einen gewissen Witz) und ganz ohne Rücksicht auf die Interessen von Konzernen oder Parteien informiert und deren Website monatlich von rund einer Million Usern angeklickt wird, ruhig auch einmal fremd. Dann wissen sie wenigstens, wo bei den bekennenden Marxisten der Spaß geblieben ist. Durchgängig auf der Strecke nämlich. Die Frage von Frank Zappa: What ever happened to all that fun in the world? ist damit wenigstens teilweise beantwortet.

Schließen möchte ich heute mit einem herzlichen Gruß an den mir irgendwie geistig wahlverwandt scheinenden treuen Leserkommentator vic@ und mit einem Zitat aus einer Mail von @Viktor O. Meine Kolumne sei eine schöne Rendite für seinen Genossenschaftsanteil, schrieb er. Merci dafür. Aber vielleicht ist ja auch diese Kolumne heute – wie all die anderen zuvor – nur Überproduktion von systemrationierendem Kommunikationsmüll und einer gewissen Suppenkaspermentalität (@ hto) geschuldet. Gerne.