: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Morgen wird am Mahnmal in der Moabiter Levetzowstraße wieder einmal der Jahrestag der Reichspogromnacht des Jahres 1938 begangen, das Motto ist klar: „Kein Vergessen! Kein Vergeben!“ Die Zeitzeugin Marianne Kaufoldt wird sprechen und von ihren Erlebnissen und Beobachtungen berichten. Zur gleichen Zeit wird im Rathaus Pankow die Wanderausstellung „… auf dem Dienstweg“ eröffnet, die die Verfolgung von Jüdinnen und Juden und anderen politisch Verfemten im öffentlichen Dienst behandelt. Da wir jetzt gesehen haben, dass es einige Mitbürgerinnen und Mitbürger noch immer schockiert, wenn bekannt wird, dass Nazi-Institutionen wie etwa das Auswärtige Amt tatsächlich, wirklich und überraschenderweise in die Verbrechen der Regierung, der sie treu dienten, verwickelt waren, tut eine Ausstellung wie diese vielleicht wirklich Not. Am Donnerstag informiert man in der TU über „Neonazis und Jugendkulturen“, denn längst ist beispielsweise die schwarze Kapuzenjacke kein Erkennungszeichen für Linksautonome mehr. Auch sonst haben die Nachfolgeorganisationen der Wiking-Jugend oder die Freien Kameradschaften regen Zulauf. „Ob das alles alleine auf eine Strategie der Neonazis zurückzuführen ist oder vielmehr Ausdruck einer Entpolitisierung der Jugendkulturen ist, wollen wir unter anderem an diesem Abend versuchen zu klären“, heißt es in der Ankündigung des Archivs der Jugendkulturen, das auch die Referentinnen stellt. Am Samstag wird im Mehringhof über das „Verrücktsein“ debattiert, also über die Pathologiesierung oder gar Psychiatrisierung von missliebigen Personen. Die Leitfrage lautet: „Was tun, wenn ich nicht funktioniere?“ In diversen Vorträgen wird in das Thema eingeführt und über die Art der Ausgrenzung von „Irren“ gesprochen. Ein ebenfalls drängendes Thema.
■ Reichspogromnacht: Mahnmal Moabit, Levetzowstr., Di, 17 Uhr
■ Dienstweg: Rathaus Pankow, Breite Str. 24–26a, Di, 17 Uhr
■ Neonazis und Jugendkulturen: TU, Str. des 17. Juni 145, Do, 18 Uhr
■ Verrücktsein: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Sa, 13 Uhr