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Jobcenter-Mitarbeiterin in Neuss getötetMotiv unbekannt

Eine Jobcenter-Mitarbeiterin im nordrhein-westfälischen Neuss ist nach einem Messerangriff gestorben. Der Tatverdächtige wurde festgenommen.

Angriff im Jobcenter: Die niedergestochene Frau starb an ihren Verletzungen. Bild: ap

NEUSS taz | Um kurz vor 9 Uhr betritt am Mittwoch ein Mann das „Bürocenter an der Rennbahn" in Neuss. Er nimmt den Eingang 4b des schmucklosen Gebäudes. Dort geht er zum Jobcenter. Er hat keinen Termin, aber ein Ziel. Der 52-Jährige geht ins Büro seiner zuständigen Sachbearbeiterin in der vierten Etage. Als er das Hochhaus wieder verlässt, bleibt sie tödlich verletzt zurück.

Über die möglichen Motive des Mannes ist derzeit noch nichts bekannt. Fest scheint bislang nur zu stehen, dass es sich bei seiner Messerattacke nicht um eine Beziehungstat handelt. Denn es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass er die Jobcentermitarbeiterin auch privat kannte.

Der genaue Tatablauf muss ebenfalls noch rekonstruiert werden. Der Täter war mit seinem Opfer allein im Zimmer. „Das bedeutet, dass wir keine unmittelbaren Zeugen haben", sagte Britta Zur von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Nur so viel sei klar: „Die Situation ist im Gespräch eskaliert."

Der mutmaßliche Täter wurde in unmittelbarer Nähe des Tatorts festgenommen. Als die Polizisten ihn fassten, leistete der Mann keinen Widerstand.

Er sollte noch im Laufe des Mittwochs verhört werden. Ob der Tatverdächtige vorher schon durch andere Straftaten aufgefallen war, ließen Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst offen. Es handelt sich um einen in Neuss lebenden Mann. Auch über ihn ist nicht viel mehr bekannt, als dass er „Kunde" des Jobcenters war, also einer von rund 6.200 Erwerbslosen in der Stadt. Die Arbeitslosenquote in Neuss beträgt 7,8 Prozent.

Der Angriff muss überraschend gewesen sein

Sein Opfer betreute ihn im Rahmen des Projektes „Visionen 50plus". Dabei handelt es sich um ein Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das sich an über 50-jährige Erwerblose richtet, die Arbeitslosengeld II beziehen.

Nach Angaben der Geschäftsführerin des Neusser Jobcenters, Wendeline Gilles, hatte die jetzt getötete Mitarbeiterin noch Anfang der Woche an einem Deeskalationstraining teilgenommen, bei dem Methoden erlernt werden, erzürnte Kunden zu besänftigen. Doch der Angriff muss für die Sachbearbeiterin völlig überraschend gekommen sein. Jedenfalls war die Frau, die seit knapp vier Jahren im Jobcenter an der Stresemannallee arbeitet, nicht einmal mehr in der Lage, die beiden Alarmknöpfe an der Tastatur ihres Computers zu drücken.

Es war ein Kollege in einem Nachbarbüro, der den Notruf betätigte und die Polizei über eine „Bedrohungssituation" informierte.

Die Neusser Arbeitsagentur hat vier Standorte. Seit Längerem ist geplant, sie in einem Gebäude zusammenzulegen. Im Gegensatz zu den anderen Standorten sind die Büros an der Stresemannallee nicht durch Zwischentüren miteinander verbunden. Dass die Gewalttat dadurch hätte verhindert werden können, hält Gilles allerdings für nicht sehr wahrscheinlich.

„Wir sind fassungslos über diese Tat", sagte Harald Vieten, der Sprecher des Rhein-Kreises Neuss in Nordrhein-Westfalen. Nach seinen Angaben stünden nach der Bluttat 15 Personen unter Schock und würden psychologisch betreut.

Das Jobcenter ist von der Polizei abgeriegelt worden und öffnet erst kommende Woche wieder. Am Mittwochmittag fuhr der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) nach Neuss, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und den Angehörigen sein Mitgefühl auszusprechen.

„Diese Tat ist durch gar nichts zu rechtfertigen", sagte Schneider sichtlich bestürzt. „Weder durch eine schwierige private noch berufliche Situation." Der tödliche Übergriff dokumentiere auf schreckliche Weise, welchem Druck und welchen Spannungen die Beschäftigten von Jobcentern ausgesetzt seien, sagte er. Die MitarbeiterInnen verdienten hohe Anerkennung, „denn sie arbeiten pflichtbewusst, engagiert und im Interesse des Allgemeinwohls". Ihnen gebühre „unser Respekt und unser Dank".

Schneider kündigte an, gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und Vertretern der Kommunen die Schutzvorkehrungen zu überprüfen. „Wir brauchen mehr Sicherheit", sagte Schneider. „Dieser Fall zeigt sehr deutlich, dass wir hier noch besser werden müssen."

Allerdings werde man eine Gewalttat wie in Neuss selbst bei größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen nicht gänzlich ausschließen können, „auch nicht durch neueste Technik".

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30 Kommentare

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  • S
    spyyfoxx

    schlimm das jemand sterben mußte

    schlimmer das sich trotzdem nichts ändern wird am

    system der unterdrückung und zwangsausbeutung

  • RA
    ralf ansorge

    volle zustimmung an tommy,nur die bezeichnung "troll" für all die durchgeknallten extremisten politischer oder religiöser art beleidigt doch eher die isländische und norwegische kultur,in der trolle zwar seltsame aber meist lieblenswerte kreaturen sind.

  • T
    Tommy

    Liebe taz-Redaktion, Euer Statement bezüglich der (mittlerweile gelöschten) Kommentare zu diesem Artikel ist vielleicht gut gemeint, aber irreführend, denn die schlimmsten Beiträge kamen nicht von eindeutig "rechten" Trollen. Als solche kann man wohl diejenigen bezeichnen, die die marokkanische Herkunft des Täters hervorgehoben haben und das als weiteren Beleg für die angebliche Schlechtigkeit von islamischen Einwanderern gedeutet haben. Ich persönlich (selbst zugegebenermaßen eher "rechts" und des öfteren auch Verfasser von Kommentaren, die man wohl durchaus als Trolling bewerten könnte) finde diese Kommentare, die bei so ziemlich jedem Artikel über muslimische Gewalttäter auftauchen, dumm und kann auch verstehen, wenn die taz sie löscht bzw. nicht veröffentlicht. Wesentlich schlimmer aber waren einige andere Beiträge, in denen unverhohlen Freude über die Tat geäußert wurde (als Schlag gegen das Hartz-IV System) und auf weitere solcher Taten gehofft wurde. Wieso die Verfasser dieser Kommentare "rechts" gewesen sein sollen, erschließt sich mir nicht. Wenn man Menschen, die solche dummen Kommentare machen, überhaupt eine politische Richtung zuweisen will, könnte man sie genausogut als linksradikal bezeichnen; auch hier gibt es schließlich eine lange Tradition politisch begründeter Gewaltverherrlichung. Ich weiß, dass die taz ihrem Selbstverständnis nach eine linke Zeitung ist, aber ich denke, Ihr solltet schon selbstreflektiert genug sein, auch Schattenseiten des linken Spektrums wahrzunehmen und nicht ein allzu bequemes Narrativ der Sorte "Die Bösen sind immer rechts" zu vertreten. Wenn Ihr diesen Kommentar nicht veröffentlichen wollt, ok - ist auch vorwiegend als Anregung gedacht.

  • L
    Lutz

    Heute um 9 Uhr gab es eine Gedenkminute,

    und so ist davon auszugehen, dass zu der gewohnten Tagesordnung übergegangen wird.

    Zu Recht befindet sich der Täter in den Händen der Justiz.

     

    Den Schmerz des Kindes und der anderen Angehörigen des Opfers, kann kein Mensch wahrhaftig nachempfinden.

     

    Es bleibt bei dem Verlust ein tiefes Mitgefühl.

     

    Und bei all den Ereignissen, wurde nicht versäumt, von administrativer Seite der BA die Fronten klarer abzustecken.

    Eine Minute Gedenken und bei der Ankündigung dieses Gedenken erschallte die pauschale Kritik gegen soziale Netzwerke und andere Internetforen. Im gleichen Atemzug auch die Konsequenz für mehr Sicherheitsmaßnahmen gegen „Kunden“.

    Diese niederträchtige Abfolge muss man sich in der Tat auf der Zunge zergehen lassen!

    Statt innehalten und die Widrigkeiten der Eskalationsabläufe zu bereinigen, wird eine klarere Front signalisiert...

    Wie muss sich heute eine Sachbearbeitung fühlen, wenn ein Hilfesuchender deren Büro betritt? Ich wage hier nicht weiter zu denken.

  • TR
    taz.de Redaktion

    Liebe taz-FreundInnen,

     

    vielen Dank für eure Kommentare und Hinweise. Wir sind selbst über das Ausmaß an Häme und menschenverachtender Kommentare betroffen.

    Es ist auch nicht damit zu entschuldigen, dass wir immer wieder darauf hinweisen, dass wir zu wenig Personal haben, um dieses Forum angemessen zu betreuen.

    Die einzige derzeitige Alternative ist, die Kommentarfunktion abzuschalten. Aber das käme einem Einknicken vor sogenannten Trollen und Pöblern gleich, Menschen die kein Interesse am Dialog haben, sondern mit populistischen und hetzerischen Kommentaren rassistische und aggressive Stimmung verbreiten.

     

    Beim Freischalten von Kommentaren bewegen wir uns oft auf einem Drahtseil und müssen zwischen Meinung und Beleidigung, eigener Erfahrung und rassistischer Stimmungsmache unterscheiden. Es gibt viele Fälle bei denen die Bewertung dazu selbst bei uns auseinander gehen. Nicht so bei den Kommentaren dieses Artikels. Sie freizuschalten, waren schlicht Fehler unsererseits und wir bitten diese zu entschuldigen.

     

     

    Nur zu oft sind es Leute aus rechten Foren, die sich bei entsprechender Nachrichtenlage auf unserer und anderer Seiten versammeln. Das führt zu einer unsäglichen Atmosphäre, die nicht den Geist unserer Leserschaft widerspiegelt, sondern diese nur irritiert und Distanz schafft.

    Aber lässt sich das belegen? Nein, das ist viel mehr eine individuelle Interpretation der Sachlage. Es erfordert eine intensive Betreuung und Moderation und ein konsequentes Löschen von den angesprochenen Kommentaren - auch wenn man sich dann mit der allseits beliebten Antwort konfrontiert sieht: Zensur.

     

     

    Wir arbeiten an einer Lösung die Kommentarfunktion zu verbessern und hoffen, dass sich der Hauptteil unserer Leserschaft nicht abwendet. Denn wir gehen davon aus, dass nur ein sehr kleiner Teil der Kommentierenden für die aggressive Stimmung und die meiste Arbeit verantwortlich ist.

    Uns ist der Dialog mit unseren LeserInnen und eine pluralistische Debatte wichtig, aber natürlich müssen Grenzen gewahrt werden. Der Diskurs innerhalb der taz und ihrer Leserschaft war immer intensiv und keine andere Zeitung in Deutschland hat so sehr von der Unterstützung ihrer LeserInnen und GenossInnen profitiert.

    Wir wollen und brauchen den Dialog, aber wir brauchen auch euer Engagement gegen die rechten Trolle, die unsere Seite für ihren Dreck missbrauchen wollen.

     

    Eure taz.de-Redaktion

  • RA
    ralf ansorge

    zunächst mal :mein beileid den freunden und angehörigen der jungen frau und meine abscheu gegenüber dem mörder und denen die ihm verständnis entgegenbringen,ob mit oder ohne migrationshintergrund.

    in den 22 jahren seit der wende hatte ich auch 2kurze gastspiele beim AA.und wie überall im leben ,es gab dort solche und solche,sowohl mitarbeiter als auch kunden.meine jobs habe ich mir immer selbst gesucht,dafür braucht man ,wenn man irgendwas an qualifikationen vorzuweisen hat das amt nicht.oft genug saß ich auch im wartezimmer neben leuten mit alk-fahne.

    während meiner 5jahre als arbeitgeber fingen anrufe von "bewerbern" oft an mit:"ich SOLL mich hier bewerben".also schluß mit den verallgemeinerungen,da die armen kunden an deren schiksal nur des system schuld hat und da die bösen behörden und das böse system.

  • D
    diplom_hartzi

    P.S. zu meinem gestrigen Beitrag:

     

    Will noch betonen, dass ich die Tat sowie Gewalt generell aufs schärfste verurteile. Es sollte nicht als ein "Das geschieht ihr Recht.", rüberkommen, sondern ich wollte auf die Ungleichheit der Behandlung von sozialversicherten Angestellten in existentsichernden Jobs und berufsfremden 1-€-Sozialarbeitern in ungeschützten Beschäftigungen (ja, das war ich, der Träger hat in meinen Augen Missbrauch betrieben!) hinweisen.

    Für erstere haben die Berufsgenossenschaften gute Präventions- und Rehaprogramme, hätte ICH die Arbeit mit meiner damaligen gewaltbereiten Klientel aus Angst um meine Sicherheit hingeschmissen, wäre mir auch noch das Existenzminimum gestrichen worden bzw. der Beweis erbracht, dass ich nicht für eine Integrationsmassnahme tauge. Und Reha brauchen ja Arbeitslose nicht, da kommen nur überarbeitete Burn-Out-Manager hin.

    Hoffentlich ändert sich jetzt endlich etwas und es gibt nicht mehr Opfer 1. und 2. Klasse. Mein Beileid und Mitgefühl der Frau und den Angehörigen, aber auch denen, die auf der Suche nach Arbeit im Mittelmeer sterben, die im Plattenbau abgestochen werden, weil sie sich nichts anderes leisten können etc.!

  • RD
    Rainer David W. Früh

    Speiübel wird einem, was der schreibende Mob (kevin, peter hartzsohn und andere )hier vom Stapel lassen. In meinen Augen strafrechtlich relevant. Ich bin verwundert, wie dies die verantwortlichen TAZ-Mitarbeiter durchwinken können; tja, warum wohl?

    Ist ja auch verständlich, eine Jobcenter-Mitarbeiterin von einem Moslem erstochen wird. Diese "geschieht-ihr-recht"-Mentalität zeugt von einer solchen moralisch-charkterlichen Verkommenheit, dass man eigentlich konsequenterweise dieses Land den Chaoten und Islamisten überlassen sollte und sich einen anderen Platz auf der Welt suchen sollte, wo man selbst, aber besonders die eigenen Kinder mit solchen Typen nicht konfrontiert werden.

    Oh, verdammt, ich habe im Zusammenhang mit dem Mörder "Moslem" gesagt. Der pure Rassismus, ich weiß. Und, bevor es wieder ein anderer hier sagen muss: PI-Nazi-Rechtsradikalenverhalten. Hab ich noch was vergessen?

  • TM
    Toni Moroni

    Im Jobcenter Neuss ist eine Mitarbeiterin, eine junge Mutter, von einem Kunden getötet worden. Der konkrete Auslöser für die Tat ist noch ungeklärt. Denoch glauben viele taz-Leserkommentatoren die Hintergrunde zu verstehen: Ganz klar - als Vollstreckungsgehilfin der vermeintlichen Höllenmaschinerie namens Jobcenter wird die Arbeitsvermittlerin den Tod schon verdient haben, wahrscheinlich ist er selbst verschuldet, bestenfalls wird sie als Opfer des repressiven Systems gesehen. Schöne Gelegenheit also um in spießig-paranoider Stammtischmanier über die Jobcenter abzuledern. Dass diese Sichtweise zudem als Freibrief genutzt wird, um Zustimmung und sogar Freude über die Tötung äußern zu dürfen, ist allerdings nur noch KRANK!

  • H
    Harald

    Und mal wieder ein politisch vollkorrekter Artikel, bravo liebe islamische TAZ.

     

    So schreiben die Anderen:

    "Vorstand der Arbeitsagentur Alt ist schockiert

    Gegen 9.05 Uhr ging der Notruf bei der Polizei ein. Darin hieß es, eine Mitarbeiterin werde bedroht. Polizisten entdeckten dann am Tatort die Frau mit schweren Stichverletzungen. Über die Identität des Täters wurde nur wenig bekannt. Er stammt aus Neuss und ist nach Angaben von n-tv wohl marokkanisch-stämmig. Sein Tatmotiv ist noch völlig unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten erst am Donnerstag weitere Hintergründe bekannt geben....

    Tödliche Messer-Attacke im Jobcenter Neuss: Tote Sachbearbeiterin hinterlässt ein kleines Kind..."

    http://www.focus.de/panorama/welt/toedliche-messer-attacke-im-jobcenter-neuss-tote-sachbearbeiterin-hinterlaesst-ein-kleines-kind_aid_827119.html

  • D
    Dominik

    Meine Anteilnahme gilt dem Opfer, ihrem Ehemann, ihrem zweijährigen Sohn, ihren Angehörigen und Freunden.

    Ich finde es erschreckend, dass in einer liberalen Zeitung wie der taz solche Kommentare zu lesen sind. Die konkreten Hintergründe der Tat sind nicht bekannt und die Kommentarschreiber_innen wissen scheinbar bereits, wer schuldig ist.

    Die Art wie die angebliche Nationalität des Täters in Spiel gebracht wird, ist dumm. Aggressivität und Hass haben keine Nationalität. Die Häme und Schadenfreude in den Kommentaren ist widerlich und respektlos. Ich hoffe die Schreiber haben genauso wenig Respekt vor sich selbst.

    In mehreren Kommentaren wird zu Straftaten aufgerufen oder wird offen gedroht. Das wäre ein Grund Strafanzeige zu stellen. Und ich fände es ein gutes Zeichen, wenn die taz dies selbst tun würde.

  • A
    aujau

    Hiermit schließe ich mich den Ausführungen von Reinhold Schramm an.

  • A
    Alisa

    Ich bin entsetzt, welch menschenverachtende hasszerfressene Kommentare die TAZ zu diesem Thema zulässt - ich dachte es gäbe eine Netiquette. Wie weit seid ihr doch gesunken!

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    Sagt mal, Ihr taz-"Journalisten", habt Ihr eigentlich mal Eure eigenen "Netikette" gelesen?

    Was "Kevin" und andere hirnlose Idioten hier so von sich geben ist haarscharf an der Volksverhetzung, zumindest aber das Opfer beleidigend.

    Müssen das kaputte Typen sein wenn sie sich über einen Mord freuen und die Tat bejubeln.

  • T
    tommy

    Wow, krasse Kommentare hier. Dass einige die ausländische Herkunft des Täters zum Thema machen, obwohl man überhaupt nichts Genaues über den Tatverlauf weiß - fragwürdig, aber vorhersehbar. Aber dass andere soweit gehen die Tat gut zu heißen und auf Nachahmer hoffen, ist schon ein bißchen heftig. Darf die taz solche offenen Mordaufrufe eigentlich veröffentlichen? Verständnis für die möglicherweise problematischen Lebensumstände des Täters (über die man bisher allerdings ja nichts weiß) und Kritik am Hartz IV-System ok, aber Beiträge wie die von "kevin" oder "peter hartzson" sind schon etwas extrem, oder?

  • R
    Realist

    Sicher eine grausame nicht hinnehmbare Tat. Aber Deutschland gleicht so langsam einem Zwangsarbeitslager. Da kommt sicher noch mehr auf uns zu. Am besten gleich den Spruch: Willkommen in der BRD "Arbeit macht frei" auf die deutschen Grenzschilder Drucken.

  • RB
    Rainer B.

    Wo Gewalt so greif- und sichtbar wird, da ist die Empörung groß und da trifft sie auch regelmäßig die Falschen. Woher kommt eigentlich diese Gewalt? War dieser Mann ein durch und durch böser Mensch, der gern junge Frauen mit dem Messer attackiert? Glaubt man Heinrich Alt, dann war er ein 'Kunde'. "Wir brauchen eine Vertrauensbasis mit unseren Kunden. Dazu müssen wir eine offene Behörde sein", sagt er.

     

    Kunden haben in der Regel Geld und wollen etwas kaufen. Was verkauft denn das Jobcenter? Wer ein Jobcenter aufsucht, tut dies doch gewöhnlich nicht freiwillig, sondern weil er in einer Notlage ist,

    keine Arbeit und kein Geld hat. Er hat in besseren Zeiten Geld eingezahlt in eine Versicherung, die ihn in schlechteren Zeiten unterstützen soll. Dieses Geld wird immer gleich vom Lohn einbehalten. Gefragt wird man deshalb nicht.

    Woher soll eine Vertrauensbasis kommen mit Leuten, die eine derart verlogene Sprache sprechen?

     

    Man will eine 'offene Behörde' sein. Vor allem will man sich auch in den nächsten tausend Jahren wie eine Behörde aufführen. Eine Behörde, die als verlängerter Arm der herrschenden Klasse zu einem wild wuchernden Krebsgeschwür, zu einem Staat im Staate, zur vierten Staatsgewalt mutiert ist. Würde diese Behörde die Karten offen auf den Tisch legen, wäre das ihr jähes Ende. An frischer Luft würde sie ersticken, gelänge es die Köpfe aus den Ärschen der Arbeitgeberverbände zu ziehen.

     

    Beide, sowohl die Sachbearbeiterin als auch ihr 'Kunde' sind Teilnehmer und Opfer eines Stellvertreterkrieges geworden, der einer modernen Gesellschaft unwürdig ist. Die Jobcenter haben jahrzehtelang das Problem Arbeitslosigkeit nur verwaltet. Eine Lösung dieses Problems hätte ihnen auch die Daseinsberechtigung entzogen. Heute sind sie selbst das Problem. Sie produzieren ausschließlich Verlierer und reproduzieren fortwährend die Herrschaftsverhältnisse.

    Daher kommt die Gewalt!

  • SE
    Sabine Engelhardt

    Nein, Sicherheitsmaßnahmen können das nicht verhindern. Ein respektvoller Umgang mit den zynisch "Kunden" genannten Delinquenten aber sehr wohl. Beim Amt für Repression, Grundrechtsentzug und Existenzvernichtung (ARGE) weiß man sehr wohl, wo die Gründe für so ein Verhalten liegen: Lügende und nötigende Mitarbeiter, denen es scheißegal ist, ob jemand seine Gesundheit oder seine Wohnung oder beides verliert.

     

    Aber das will der Herr Alt nicht hören. Auf Twitter reagiert er auf solche Meldungen grundsätzlich nicht (mehr). Seine geschönten Zahlen sind ihm vermutlich deutlich wichtiger als die Zwangsverarmten, die darin auftauchen -- oder auch nicht.

  • VB
    Volker Birk

    Traurig, aber das Hartz-IV-Unterdrückungssystem erzeugt Tote. Diesmal nicht nur in Form eines Selbstmordes, sondern in Form einer Gewalttat, eines Verbrechens.

     

    Laut einer Befragung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung im Jahr 2011 wurde jeder vierte Mitarbeiter in einem Jobcenter schon einmal Opfer eines Übergriffs. Das wundert eigentlich niemanden, der das System einmal selbst erleben durfte.

     

    Die ganze inhumane Hartz-IV-Maschinerie ist zutiefst menschenverachtend. Darunter leiden zwar vor allem die Opfer, die "Kunde" dieser Perversion einer Sozialstaatssimulation sind. Aber es gibt auch Opfer unter den Mitarbeitern.

  • D
    dipom_hartzi

    Beim Lesen musste ich daran denken, wie ich meiner Sachbearbeiterin von Übergriffen durch sozial inkompetente und eigentlich betreuungsbedürftige Kollegen im 1-€-Job berichtete, denen ich schutzlos ausgeliefert war und die mich gesundheitlich belaste(te)n. Ihre Antwort: "Na, dann sind Sie eben nicht fähig, wir können hier doch auch mit solchen Klienten umgehen."

  • E
    Eka

    Solche Kunden kenne ich auch. Ich arbeite selbst in einer Arbeitsagentur. Der Hass gegen uns Mitarbeiter ist in letzter Zeit gestiegen. Viele der (deutschen) Kunden haben ein großen Problem damit das ich Migrantin bin. Aber auch ausländische Kunden haben ein Problem mit mir. Ich lebe seit 15 Jahren in Deutschland und kann sehr gut deutsch, bei vielen meiner Landsleute sieht es nicht so aus, mit denen muss ich mich dann auf russisch unterhalten, deutsch lernen, wofür denn? Und von den Deutschen muss mir immer wieder ausländerfeindliches Geschwätz anhören. Und der Staat hilft mir leider auch kaum. Das höchste der Gefühle ist das der Kunde einen anderen Sachbearbeiter bekommt. Anzeige? Bringt leider nichts.

  • A
    andre

    Es war kein "deutscher Nazi", sonst hättet ihr es geschrieben !

  • RS
    Reinhold Schramm

    Mord ist keine Lösung, - im berechtigten Abwehrkampf der werktätigen Bevölkerung und Erwerbslosen, der Armen in Erwerbsarmut, in Werkverträgen, Zeitarbeit und Leiharbeit, in befristeten Arbeitsvertägen, im offenen Hartz-IV-Strafvollzug und Menschen in Altersarmut -, gegen die zunehmenden sozialen Verbrechen im Gewinn- und Profitinteresse der Wirtschafts- und Monopolverbände, der deutschen Bourgeoisie und Aktionäre, deren Administration in bürgerlichen Parteien, Lobby-Regierungen und Parlamentsmehrheiten, in Ministerien, Haftanstalten, Behörden - Arbeitsagenturen und Jobcentern.

     

    Eine Lösung für die zunehmenden sozialen Angriffe auf die Existenzgrundlagen der werktätigen Bevölkerungsmehrheit, einschließlich der Stammbelegschaften in den Betrieben und Behörden etc., besteht allerdings nicht in der von den bürgerlichen Funktionären betriebenen "Sozialpartnerschaft" bzw. in deren 'Friede, Freude, Eierkuchen'.

     

    Es gibt keine "Sozialpartnerschaft" zwischen Arbeit und Kapital. Keine Partnerschaft zwischen den sozialen Lebensinteressen der wertschöpfenden Bevölkerungsmehrheit und der herrschenden Minderheit der Profiteure in der (A)"Sozialen Marktwirtschaft" der deutschen Bourgeoisie und Aktionäre, deren Lobbyisten in Regierung und Parlament!

  • S
    Simon

    Die Frage wäre jetzt: Warum ?

     

    In wie weit hat die Jobcenter-Mitarbeiterin (Möge ihre Seele ruhen), den Täter gemobbt ?

    Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, das Mobbing und Amtsmissbrauch, bei den Deutschen Jobcenter Alltag ist. Jeden Tag werden Arbeitslose von ihren Sachbearbeitern hingehalten, es werden falsch Auskünfte gegeben, es werden Sachen nicht bearbeitet die seit 1 Jahr auf den Tisch liegen und man wird beleidigt. (eigene Erfahrung und bestätigung durch ein ehemaligen Mitarbeiter)

    Es ist nicht der Normalfall, doch für ein Land wie Deutschland kommen solche Fälle von Amtsmissbrauch und Inkompetenz einfach zu häufig vor.

     

    Doch weiss ich schon jetzt das dieses Problem so schnell von keinen (weder Medien noch Politik) aufgegriffen wird. Im gegenteil es wird nur eine Verschärfung der Sicherheitsmassnahmen vorgenommen.

    Traurig...

  • E
    EXISTENZMINIMUM

    "Vertrauensbasis"? Wie bitte soll denn sowas hergestellt werden, wenn man als "Kunde" bei jedem Besuch im Jobcenter schlimmsten Existenzängsten durch die drohenden Sanktionen ausgesetzt wird.

     

    Es reicht ja noch nicht, dass man keine Aussicht auf bezahlte Arbeit hat, von der man leben kann. Nein, man muss auch den Entzug des Existenzminimums befürchten. Man wird mit dem Entzug der Existenz bedroht.

     

    Wundert sich da eigentlich noch irgend jemand, wenn dann ein Mensch nicht mehr weiter weiss und zur Gewalt greift?!

     

    Herr Alt sitzt sicher und bewacht in seiner Villa, während unschuldige Sachbearbeiter den (durchaus verständlichen) Zorn spüren müssen und dann unter solchen Ausrastern leiden müssen.

     

    Mein Beileid den Angehörigen des Opfers und auch mein Beileid dem Täter. Obdachlosigkeit und Hunger muss er im Knast jedenfalls nicht mehr fürchten.

  • EL
    Ernst Lehmann

    „Unsere Mitarbeiter können sich nicht hinter Schutzglas verschanzen. Wir brauchen eine Vertrauensbasis mit unseren Kunden."

    Herr Alt hat gut reden, er selbst setzt sich diesem Risiko ja nicht aus, sondern hat sicher ein gut eingerichtetes und gesichertes Büro mit Vorzimmerdame...

  • KS
    kleiner Spinner

    Ohne etwas zu diesem tragischen Fall sagen zu können:

     

    "Wir brauchen eine Vertrauensbasis mit unseren Kunden"

     

    Das ist grundsätzlich richtig. Grundsätzlich richtig ist auch, dass Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruht.

  • JD
    Joe Doe

    "Wir brauchen eine Vertrauensbasis mit unseren Kunden."

    Na da können die Jobcenter ja mal anfangen. Es ist tragisch, aber leider auch nicht verwunderlich, dass bei den täglichen Demütigungen der Kunden durch die Jobcenter, Politik und Medien auch mal einer ausflippt. Manch einer erträgt es nicht unendlich wenn ihm die Würde genommen wird und kommt dann zu falschen Schlüssen.

  • C
    Conner

    Als Mörder wird man nicht geboren ...

  • TL
    TAZ Leser

    Mein Beileid für das Opfer. Aber das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Die von oben angeordnete sog. "Schikanebetreuung" ruft sogar in anderen Verwaltungen Entsetzen hervor und ist entsprechend verrufen.

    So haben andere Mitarbeiter zumindest eine Handhabe besonders rechtswidrige Anweisungen zu verweigern.