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Archiv-Artikel

Jens Böhrnsen Kein Stoff für Visionen

Henning Scherf ist ein fröhlicher Typ, der gern Hände schüttelt und dem die Popularität zuflog wie kaum einem anderen in der Bremer Politik. Sanierungsmilliarden mit vollen Händen ausgeben macht Freude und schafft Freunde. Anfangs waren vor allem die Unternehmer gut gelaunt, dann Günter Grass, am Ende mit dem Kulturhauptstadt-Geld auch die Kulturszene. Selbst als im Januar die Kanzlerbrief-Blase platzte, wollte Scherf weitermachen wie immer.

Kommentarvon Klaus Wolschner

Dem neuen Bürgermeister Jens Böhrnsen stehen schwierige Jahre bevor. Er ist einer derjenigen, die die Zäsur erzwungen haben. Die in der Scherf-Ära vertagten harten Entscheidungen stehen jetzt an: Kleinigkeiten wie die Frage, wie viel Geld Bremen hat für einen Kunsthallen-Anbau oder die dauerhafte Subventionierung des Eishockey-Sports in Bremerhaven – die Haushalte 2006 und 2007.

Die Entscheidungen der Scherf-Ära hallen noch schwerer nach. Bremen hat fast alles verkauft, was sich versilbern lässt, und die hoch angesetzten Investitionsetats bis 2010 im Vorgriff ausgegeben. Das Geld ist weg, die Party ist vorbei. Das wird die große Koalition in Berlin dem bankrotten Städtestaat genauso um die Ohren hauen wie das Verfassungsgericht, wenn es damit befasst wird.

Böhrnsen ist nicht der Typ, der fröhlich lächelnd darüber hinweg schwadronieren könnte. Er muss den Bremern reinen Wein einschenken. Da wird es viele schlechte Nachrichten geben – und keine Vision, aus der sich eine Wahlkampf-Botschaft für 2007 basteln ließe.