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Jan-Paul Koopmann Popmusik und EigensinnHengste unter Quarantäne

Es mag ein wenig uninspiriert klingen, mit dem Bandnamen einzusteigen, aber es geht einfach nicht anders: Kommende Woche stellt die Band mit dem spektakulären Namen Judas Hengst ihr Debütalbum „Death Tapes“ vor. Judas Hengst heißen die – und haben damit eigentlich auch schon gewonnen. Nebenher ist „Death Tapes“ auch noch ein Bremer Ding, wie es Bremischer kaum geht: Die Musiker sind von hier, erscheinen wirdihr Debüt bei Fuego, aufgenommen haben sie in den Harbor Inn Studios, wo Timo Hollmann an den Reglern saß: eine Szene-Bremensie, wenn man so will, und trotzdem der Rede wert.

Musikalisch machen Judas Hengst harte Gitarrenmusik mit maßvoller Schreierei am Mikro – Postcore heißt das im Moment wohl – und das klingt alles sehr stimmig, sehr rund, sehr eingängig.

Aufmerksame Leser*innen dieser Kolumne dürften spätestens jetzt misstrauisch werden, kommt Musik mit diesen Attributen an dieser Stelle doch für gewöhnlich eher schlecht weg. Zumal Judas Hengst dann auch inhaltlich so gar nicht progressiv daherkommen: „Death Tapes“ erzählt eine Mördergeschichte, eine männlich Gewaltfantasie. „I stand on the Hill / Lurking through trees / waiting for you“, und später: „Choking your throat / Breaking your Bones / Don’t try to flee / Last you’ll see“. Nach ein paar Songs setzt das Selbstmitleid ein, am Ende der Platte ertränkt sich der Täter.

Inhaltlich ist daran überhaupt nichts schön, formal aber alles. Weil diese „Death Tapes“-Platte mitsamt ihrer dichten Musik so geschlossen ist. Fernab aller Debatten ist der Text eine Miniatur dieser Männererzählung, die nach außen völlig wirkungslos bleibt und auch keinen Schaden anrichtet. Ein reaktionäres Schauermärchen, zu dem man auf Abstand bleibt, das sich wie auf dem Seziertisch zerlegen lässt, ohne pseudo-ironisches Feigenblatt oder Ist-doch-nur-Musik-Scheiße.

Bei aller Dichte will diese Erzählung nichts von einem, nicht mal gemocht werden. Und da wird es schon interessant: eintauchen, umgucken, wieder gehen. Ob dieser Rezensententrip als Kaufempfehlung taugt, weiß ich nicht. Es ist auch nicht mein Problem. Wichtig ist aber, dass diese Platte weder eine harmlos-knallige Rocknummer ist noch kritisch-elaborierter Diskurs-Pop. Es ist was zum Hinhören. Und vielleicht auch gleich ein zweites Mal.

Fr, 1. 3., 19 Uhr, Tower

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