piwik no script img

Archiv-Artikel

JÜRGEN HUNKE, SEEBRÜCKENTEEHAUSSPENDER Der Tausendsassa

Jürgen Hunke, 66

■ nennt sich einen „unabhängigen, selbstbestimmten Privatier“. Sein Lebensmotto: „Was Du pflanzt, wirst Du ernten.“  Foto: dpa

Seine letzte Niederlage musste Jürgen Hunke im September 2001 hinnehmen. Mit der kleinbürgerlichen Protestgruppierung „Statt-Partei“ wollte er damals in die Hamburger Bürgerschaft einziehen und als Juniorpartner der CDU die SPD von der Macht vertreiben. Das gelang dann einem gewissen Ronald Schill, und Hunke, der sich als „Ole von Beusts stärkste Korsettstange“ angeboten hatte, beendete mit kläglichen 0,4 Prozent seinen Ausflug in die Politik.

Jetzt versucht der millionenschwere Ex-Versicherungsmakler, Ex-Präsident des HSV, Eigentümer der Hamburger Kammerspiele sowie Verleger und Galerist für fernöstliche Kunst das noble Ostseebad Timmendorfer Strand vom Bau einer neuen Seebrücke samt japanischem Teehaus zu überzeugen. Die Mehrheit in der Gemeindevertretung hat der umtriebige Tausendsassa hinter sich gebracht, die Bürger aber möglicherweise nicht.

Mit einem am Freitag angekündigten Referendum will eine Initiative das Projekt verhindern. Die „asiatische Bauform zerstört den Charakter der Küstenlandschaft“, sagt Mike Weber von der Initiative. 25 Prozent der rund 7.500 wahlberechtigten Einwohner müssten das Vorhaben ablehnen: „Knapp 2.000 – das schaffen wir“, glaubt Weber.

Etwa eine Million Euro will Hunke in „meine Vision“ investieren, die er „als Spende an Timmendorfer Strand“ betrachtet. Für die 135 Meter lange Brücke aber muss die Gemeinde rund 2,3 Millionen Euro aufbringen, und diese Kosten sind natürlich auch ein Streitpunkt. Er wolle den Badeort zum „Sylt der Ostsee“ machen, hatte Hunke vor fünf Jahren verkündet. Dabei will der Mann mit dem sprudelnden Ego, der seine Villen im vornehmen Hamburg-Pöseldorf und direkt an der Timmendorfer Düne im japanischen Stil designt hat, „ganz besonders auf Ästhetik achten“.

Dass die eben Geschmackssache ist, räumt Bürgermeister Volker Popp ein. Die Idee mit dem Teehaus auf der Ostsee klinge „vielleicht abenteuerlich“, sei aber architektonisch „ein belebender Kontrapunkt“. Beim Bürgerentscheid vermutlich im Juli wird sich zeigen, ob Hunke mal wieder eine Niederlage einstecken muss. SVEN-MICHAEL VEIT