JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Das Feminine
Bier ist – leider – noch immer ein Unterschichtengetränk. Allerdings nur bei Männern. Sieht man sich die Nationale Verzehrstudie an, die schon einige Jahre alt ist, trinken Frauen Gerstensaft – verglichen mit dem männlichen Teil der Gesellschaft – sehr in Maßen, dafür aber durch alle Schichten hindurch gleichverteilt. Was die Vermutung durchaus nahelegt: Hier findet man mehr Genießerinnen.
Ähnlich männlich dominiert ist auch das Handwerk selbst. Braumeisterinnen sind in Deutschland Exotinnen. Vier von ihnen, alle aus Oberfranken, haben sich zusammengetan, um die feminine Seite des Gerstensaftes zu stärken. Die Idee entstand, als das Quartett beim Biertrinken eine Runde von Frauen am Nebentisch Aperol Sprizz bestellen sah. Etwas, das wie so ein bittersüßer Aperitif mundet, das können wir auch, dachten sich die Brauerinnen.
Man könnte das „Holladiebierfee“ für ein großes Mischmasch halten. Nicht eine Malz-, Hopfen- oder Hefesorte wanderte in die Würze, sondern immer Cuvées, darunter auch Dinkelmalz und Champagnerhefe.
Herausgekommen ist ein feinperlendes, obergäriges Starkbier mit cremefarbenem Schaum, das es nicht übel nimmt, wenn es aus einer Sekttulpe und als Aperitif getrunken wird. Das bringt den rötlich schimmernden trüben Bernsteinton erst zur Geltung. Ganz entsprechend dringt eine angenehme Fruchtigkeit in die Nase: Zitrusfrüchte, ein leichter Erdbeerton. Was man vor dem ersten Schluck beinah für einen Bellini halten könnte, entpuppt sich als echtes Produkt aus Hopfen und Malz mit deutlich karamelligen Malznoten und angenehmer Hopfenbitterkeit. Das sorgt für Süffigkeit. Vor allem die fein moussierende Kohlensäure, für die wohl die Champagnerhefe gesorgt hat, gibt dem „Holladiebierfee“ den sommerlichen Touch.
Ein Bier für Frauen? Nicht nur. Auch eins für Genießer.
■ Holladiebierfee, Meinel-Bräu Hof, Starkbier, Alkohol 6 % Vol.