: Israel -betr.: Leserbrief zum Thema "Israel" von C.F.Buckard, taz vom 27.5.88
Israel
betr.: Leserbrief zum Thema „Israel“ von C. F. Buckard, taz vom 27.5.88
Warum greift C. F. Buckard die Leserbriefschreiber zu diesem Thema an? Sie wendeten sich doch gegen das Knochenbrechen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Menschheit in den besetzten Gebieten. (...)
C. F. Buckard ist einer der glaubt, daß nur mit Gewalt der Staat Israel aufrecht erhalten werden könne. In der Tat hat auch Verteidigungsminister Itzhak Rabin den Palästinensern gesagt: „Wir werden sehen, wer hier der stärkere ist.“ Das ist militärisches Denken, das keine Lösung bringen kann, sondern nur vorläufig Tränen und Unglück, aber eine Eskalation der Gewalt und eventuell eine Einmischung der arabischen und moslemischen Nachbarstaaten, was zu einer Katastrophe führen kann, auch für Israel. Israel hat keine Poltik, es hat nur eine Militärpolitik. Die Israelis hätten viele Freunde unter den Arabern gewinnen können, hätten sie sie von Anfang an als Gleiche unter Gleichen behandelt und nicht vertrieben und unterdrückt. Als Beweis dafür gilt Martin Buber. Er hatte viele Freunde unter den palästinensischen Arabern und war bei ihnen sehr beliebt. Er hat aber auch nach 1948 gegen das Verhalten der Israelis gegenüber den Arabern gewettert, gegen ihre Vertreibung, die Verwüstung und Enteignung ihrer Dörfer etc.
„Der Zionismus steht für eine sichere Heimat aller Juden“, sagt Buckard. Wie sicher ist Israel? Inzwischen ist es der unsicherste Ort der Welt für die Juden geworden. Auch erhebt er damit einen Totalanspruch auf alle Juden für den Zionismus, was eine Frechheit ist, denn es gibt viele Juden, die Nicht- und Antizionisten sind.
Weiter identifiziert er sich mit Herzl und sagt: „Der Zionismus kann kein Gegenstand von Diskussionen sein“ (Anmerkung: nicht einmal diskutieren darf man über ihn, er betrachtet ihn als ein heiliges Dogma) 'solange die Völker, bei denen Juden wohnen, alle samt und sonders... Antisemiten sind‘ (Theodor Herzl)“. „Solange 'die Völker, bei denen Juden wohnen...'“: Das unterstellt, daß die Juden nicht Teile der jeweiligen Völker sind, unter denen sie leben, sondern nicht zu ihnen gehören und nur „bei ihnen wohnen“, und das hört sich zumindest sehr unfreundlich den Juden gegenüber an. (...) S. Popper, München
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