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Archiv-Artikel

Interview mit dem katalanischen Künstler Sergi Castignani „Jetzt ziehen die Migranten an die Peripherie“

taz: Sie haben viele Jahre im Raval gewohnt. Wer waren Ihre Nachbarn, als Sie 1989 hierher zogen?

Sergi Castignani: In den späten Achtzigern wohnten hier Leute, die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren aus dem Süden Spaniens nach Barcelona gezogen waren. In dem Viertel gab es viele Handwerksbetriebe, aber auch Drogenhandel und Prostitution. Der Hafen ist ja nicht weit.

Und als Sie vor drei Jahren ausziehen mussten?

Die Alteingesessenen sind verdrängt oder umquartiert worden. Inzwischen leben hier meist Marokkaner und Pakistani.

Bleibt Raval ein Stadtteil der Einwanderer?

Die Mieten sind zu sehr gestiegen. Jetzt ziehen die Migranten an die Peripherie Barcelonas.

Wann begann der Prozess der Umgestaltung des Viertels?

Die Veränderungen setzten mit der Olympiade 1992 ein. Die Lokalpolitiker wollten dem Stadtviertel so dicht an den Ramblas ein besseres Image verpassen. 1995 wurde das Museu d’Art Contemporani de Barcelona eröffnet. Mit dem spektakulären Neubau des Architekten Richard Meier zogen Szene-Restaurants, Klamottenläden, Buchhandlungen und zuletzt ein Designhotel in den oberen Teil des Viertel.

Von wem ging die Initiative zur Sanierung des Raval aus?

Zuerst gab es nur Projekte der Stadtverwaltung. Später wurde die Procivesa gegründet, eine aus privaten und öffentlichen Geldern finanzierte Gesellschaft. Der Abriss und die Sanierung wurden durch EU-Mittel gefördert. Jetzt ist alles wieder in den Händen privater Investoren.

Werden die Mieten erhöht, wenn neue Leute einziehen?

Im Vergleich zu anderen Stadtteilen sind im Raval die Mietpreise explodiert. Nach der Sanierung kann sich die neue Miete kein Künstler mehr leisten.

INTERVIEW: TILL BARTELS, SILVIA POLL

Der in Barcelona geborene Künstler Sergi Castignani zog 1989 in ein Atelier im Viertel El Raval. Wegen Renovierungsmaßnahmen musste er sein Atelier 2003 verlassen. Infos über Sergi Castignani: www.calcografics.com.