Integrationsrat : Integrations-Show
Während Patrioten und Christdemokraten von Einwanderern bei jeder Gelegenheit Statements auf demokratische Gesinnung verlangen, liefert Bremen seinen Zugewanderten eine Lektion in Staatsbürgerkunde und Demokratieverständnis, die für MigrantInnen entwürdigend – und für alle Übrigen beschämend ist.
Kommentar von Eva Rhode
Mag die Initiative für einen Integrationsrat auch gut gemeint sein, hat die Veranstaltung vor allem eins bewirkt: Sie hat das altbekannte Gefühl vom „Wir da unten, ihr da oben“ aktualisiert. Wo hat man, außer in schlimmsten Filzvereinen, nur zwei Minuten pro KandidatIn? Das reicht kaum, um den Namen zu sagen. Schwerer wiegt aber, dass die eigentlich nützliche Idee vom Integrationsrat – er soll arrivierten PolitikerInnen in den Deputationen die Augen für spezielle Anliegen von Zugewanderten öffnen – konterkariert wurde. Ein zentrales Wahllokal, ein richtiger Wahltag – nicht ein paar Stunden am Abend eines beliebigen Werktags – wären ein demokratisches Minimum gewesen. Und: Wo KandidatInnen und Wahlvolk sich begegnen können, gehen leidige Quotendebatten für Nationalitäten ins Leere. Warum soll die moderne Kurdin sich von der jüdischen Russin nicht besser vertreten fühlen, als vom eingewanderten Osmanen? Oder was war Integration noch mal?