Inklusion bei der Entwicklungshilfe: Ein Aktionsplan ohne Strategie
Das Entwicklungsministerium will in Zukunft behinderte Menschen weltweit fördern. Doch das Ministerium kann nur einzelne Projekte, keine systematische Strategie vorweisen.
BERLIN taz | 15 Prozent der Weltbevölkerung leben mit Behinderung - 80 Prozent davon in Entwicklungsländern. Die Daten des Entwicklungsministeriums (BMZ) machen klar: Die Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen betrifft auch die Entwicklungspolitik. Am Donnerstag hat das Ministerium Eckpunkte eines Aktionsplans Inklusion vorgelegt.
Damit soll gefördert werden, dass Menschen mit Behinderungen besser ins alltägliche Leben einbezogen werden: "Die Inklusion der Menschen mit Behinderungen ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der Entwicklungspolitik," sagte Staatssekretärin Gudrun Kopp (FDP).
Was bedeutet das konkret? Bis jetzt gab es Einzelprojekte - in Chile wurde etwa die Teilnahme behinderter Kinder an frühkindlicher Bildung gefördert - aber keine systematische Strategie. Jetzt soll es laut Staatssekretärin Kopp vor allem um eine "breite Debatte" gehen.
2008 ratifizierte Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention und verpflichtete sich damit zu den Zielen der Inklusion. Dennoch: Auch Deutschland macht wenig Fortschritte. Vier von fünf behinderten Kindern besuchen noch immer Förder- statt Regelschule. Immerhin: Deutschland ist laut Kopp eines der ersten europäischen Länder, das sich zu einem derartigen Aktionsplan verpflichtet hat.
Wegweisend ist die Entwicklungspolitik der USA, die sich seit 1997 zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen verpflichtet haben und nur noch Baumaßnahmen unterstützen, die behindertengerecht gestaltet sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken