: Indischer Regierungschef entläßt Stellvertreter
Neu-Delhi (ap) - Der indische Ministerpräsident Vishwanath Pratap Singh hat am Mittwoch nach wochenlangem Taktieren seinen Stellvertreter Devi Lal entlassen. Entgegen aller Erwartungen reagierte Lal darauf nicht mit seinem Austritt aus der von ihm mitbegründeten Janata-Dal-Partei, die zusammen mit vier kleineren Parteien die Koalition der Nationalen Front bildet. Lal erklärte allerdings, er werde seine Entlassung nicht kampflos hinnehmen. Der Anlaß für Lals Entlassung war die Verbreitung eines offenbar gefälschten Briefes, in dem Handelsminister Arun Nehru beschuldigt wird, Schmiergeldzahlungen ausländischer Konzerne angenommen zu haben.
In einem am Sonntag vom Fernsehen ausgestrahlten Interview hatte der 76jährige Großgrundbesitzer außerdem noch andere Kabinettskollegen kritisiert. „Der Ministerpräsident hatte keine andere Wahl als ihn zu feuern“, sagte Biju Patnaik, Chefminister des Bundeslandes Orissa und Vertrauter Singhs.
Bereits im Juli hatte Lals Sohn Om Prakash Chautala eine Krise in Neu Delhi ausgelöst. Mehrere Minister verließen aus Protest gegen Chautalas Rückkehr in die Politik das Kabinett, worauf Singh mit Rücktritt drohte und damit Chautalas Entlassung erwirkte. Schon damals war ein Machtkampf zwischen Singh und Lal vermutet worden.
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