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Indiens Luftwaffe flog Hilfsgüter nach Jaffna

■ Transportmaschinen wurden von Kampfflugzeugen begleitet / Regierung von Sri Lanka über Völkerrechtsverletzungen empört / „Tigers“ distanzieren sich von Massaker an buddhistischen Mönchen / Außenminister spricht von einer „starken ausländischen Bedrohung“

Delhi/Madras (ap/taz) - Von Kampfflugzeugen begleitete Transportmaschinen haben am Donnerstag nach offiziellen Angaben aus Neu Dehli über der Halbinsel Jaffna auf Sri Lanka mit Fallschirmen Hilfsgüter für die von einer Regierungsoffensive bedrängten Tamilen abgeworfen. Fünf Transportmaschinen und vier Mirage–2000–Kampfflieger waren an der Aktion beteiligt. Die Luftwaffe Sri Lankas verfügt lediglich über einmotorige, zu Minibombern umgebaute Sportmaschinen und Hubschrauber. Der sri–lankanische Regierungssprecher Ratnakara bezeichnete die Aktion als „grobe Verletzung des Völkerrechts“. Präsident Jayewardene berief ungehend eine Sitzung des Sicherheitsrates ein, dem der Ministerpräsident, der Verteidigungsminister und die Befehlshaber der Teilstreitkräfte angehören. Die indische Luftwaffe wurde eingesetzt, nachdem Schnellboote der Marine Sri Lankas am Mittwoch 19 indische Fischerboote daran gehindert hatten, Hilfsgüter für die Tamilen nach Jaffna zu bringen. Dies hatte die Wogen der Empörung in Indien hochschlagen lassen. In der Landespresse wurde gefordert, nunmehr eine „härtere Gangart“ in Erwägung zu ziehen. Der Außenminister Colombos, Shahul Hameed, hatte sich bereits am Mittwoch an UNO–Generalsekretär Perez de Cuellar gewandt und von einer „starken ausländischen Bedrohung der Unabhängigkeit, Souveränität und territorialen Integrität Sri Lankas“ gesprochen, ohne allerdings Indien namentlich zu erwähnen. Er bat Perez, den Weltsicherheitsrat zu unterrichten. Offenbar, um die gespannte Atmosphäre zwischen beiden Staaten etwas abzukühlen, informierte die lankanische Regierung am Donnerstag darüber, daß die zweite Phase der Offensive gegen die Tamilen abgesagt worden sei. Entgegen offiziellen Verlautbarungen aus Colombo wird von den Tamilenorganisation im südindischen Madras jedoch befürchtet, daß die Regierungstruppen nach der Eroberung des Ostens der Halbinsel nun auf Jaffna–Stadt vorrücken, wie der Sprecher von Eros (Eelam Revolutionary Organisation), Balakumar, erklärte. „20.000 Tamilen sind auf der Flucht aus der Region um Vadamarachi“, fügte er hinzu. Der Sprecher der „Liberation Tigers for Tamil Eelam“ (LTTE), Balasingham, stritt in Madras jede Beteiligung seiner Organisation an dem am Dienstag von der Regierung in Colombo bekanntgebenen Massaker eines Busses mit Mönchen ab. „Wir begehen eine derartig blödsinnige Tat nicht zu einem Zeitpunkt, wo die Sympathie unserem Volk gegenüber wächst. Die Beschuldigung soll von der Tatsache ablenken, daß die Regierung jetzt des blanken Staatsterrorismus und des Völkermordes angeklagt ist“, erklärte der Sprecher der Tigers. Er wies zudem daraufhin, daß 2.000 Tamilen als „Geiseln“ der Armee in Regierungsgebäuden und Schulen im Osten der Halbinsel gefangengehalten würden. In einer Stellungnahme in Colombo zu der ersten gescheiterten Hilfsaktion hieß es noch am Mittwoch, die indische Regierung solle die Nahrungsmittel lieber an die verhungernden Tamilen in Tamil Nadu verteilen. Es sind nicht nur die 42 Grad Hitze in Madras, die die Inder derzeit in Wallung bringen.

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