: Immer mehr Rentner verdienen dazu
40 Prozent mehr Mini-Jobber im Seniorenalter seit 2002. Gründe sind Aufschwung und sinkende Kaufkraft
BERLIN dpa ■ Immer mehr ältere Bundesbürger arbeiten über das offizielle Rentenalter von 65 Jahren hinaus. So stieg die Zahl der Mini-Jobber im Seniorenalter seit 2002 um knapp 40 Prozent auf mehr als 702.000. Hinzu kamen annähernd 115.000 ältere Menschen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung Die Welt. Vor sechs Jahren gab es erst 506.000 Mini-Jobber und 109.000 regulär Beschäftigte über 65.
Insgesamt waren 2005/06 aber nur 1,4 Prozent der über 65-Jährigen abhängig beschäftigt. Laut Statistik hat sich die Zahl der Bundesbürger im Rentenalter im untersuchten Zeitraum um mehr als zwei Millionen oder fast 15 Prozent erhöht. Zudem wurden Mini-Jobs im Jahr 2003 attraktiver gemacht. Aus den Zahlen geht nicht hervor, ob Ruheständler freiwillig oder aus finanzieller Not tätig sind. Die Deutsche Rentenversicherung wies darauf hin, dass die „Erwerbsorientierung der Älteren heute höher als noch vor einigen Jahren“ sei. Zugleich sei durch den Wirtschaftsaufschwung „der Bedarf an der Erwerbsbeteiligung Älterer deutlich gewachsen“.
Nach einer Berechnung der Bank UniCredit für die Berliner Zeitung büßten die Renten in den letzten fünf Jahren 8,5 Prozent an Kaufkraft ein. Dazu hieß es aus dem Arbeitsministerium, die Inflation habe auch die Beschäftigten getroffen. Hätte es in den vergangenen Jahrzehnten eine Inflationsanpassung der Renten gegeben, dann wären die Rentner damit „schlechter gefahren“, sagte der Sprecher. Nach Schätzungen haben sich die Renten inflationsbereinigt seit der Einführung der dynamischen Rente 1957 um 130 Prozent erhöht.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält wachsende Altersarmut für ein „Zukunftsproblem ersten Ranges“, das Ostdeutschland wegen hoher Langzeitarbeitslosigkeit und Lohndumpings besonders treffen werde.