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"LIEBE TAZ ..."Im Sinne Tucholskys Kompromiß statt Kümmernis

■ Betr.: "Kochplatte im Kinderzimmer "Kommentar von Christine Holch (taz v. 17.8.93)

Christine Holchs „Kompromiß“ ist keiner, sondern bloß der Wille der Behörde, der auch nach taz-Meinung zu geschehen hat — mit 'ner Kochplatte abgefedert. Wenn Christine Holch, die selbst ganz deutlich „keinerlei linke Sympathien“ hegt, wie die Sozialbehörde meint, das Schiff sei zumutbar, warum zieht sie nicht selbst dorthin? Siehste, für sie selbst und ihresgleichen ist das auch unzumutbar. Und warum sollen die Flüchtlinge dort wohnen? Weil sie als Verfolgte und Menschen zweiter Klasse mit Brosamen (hier: Kochplatten) zufrieden sein sollen, die die mit den Etablierten Sympathisierenden wie die taz für sie abfallen lassen oder weil eine Grünen-Senatorin in der taz auch schon unwidersprochen (und ohne jeglichen Beleg) die Behauptung verbreiten durfte, es seien ein Dutzend Drogendealer darunter?

(Gedicht:) „Freundlich schauen die Schwarzen und die Roten, die sich früher feindlich oft bedrohten. Jeder wartet, wer zuerst es wagt, bis der eine zu dem andern sagt: „Schließen wir 'nen kleinen Kompromiß! Davon hat man keine Kümmernis. Einerseits — und andrerseits — so ein Ding hat manchen Reiz... Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß: Schließen wir 'nen kleinen Kompromiß!“

(Kurt Tucholsky, 1919)

Gerlinde Bakenhus

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