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Archiv-Artikel

INGO ARZT ÜBER ÖLKONZERNE, DIE KLIMASCHUTZ WOLLEN Tötet Godzilla

Die Mahnung liest sich, als fordere der Verband der Henker die Abschaffung der Todesstrafe.

Shell ist so ein Dreckskonzern. Allein für die Umweltsauereien, die der britisch-niederländische Ölriese seit Jahren im Nigerdelta verursacht, gehören führende Manager auf die Anklagebank. Allerdings, man muss pragmatisch sein: Warum soll King Kong nicht Godzilla umhauen?

King Kong sind in diesem Fall Shell und die Öl- und Gasindustrie, Godzilla ist die Kohlebranche. Wer wen niederringt, ist fast egal, Hauptsache, ein Monster weniger. Um den Gedanken zu erläutern: Die BG Group, BP, Shell, Eni, Statoil und Total, sechs europäische Öl- und Gasmultis, haben die UN aufgefordert, den Klimawandel zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass der Ausstoß von Klimagasen weltweit mit einer Abgabe belegt wird. Das klingt, als fordere der Verband der Henker, die Todesstrafe abzuschaffen.

Genau genommen haben die Konzerne vor allem einen Werbebrief dafür geschrieben, mehr Strom aus ihrem Erdgas und weniger aus der Kohle anderer Konzerne zu erzeugen. Zumindest in Europa funktioniert das nicht, weil Kohle billiger als Gas ist. Im Dezember findet in Paris die wichtigste Klimaschutzverhandlung seit Jahren statt, wahrscheinlich wird es ein wie auch immer geartetes globales Klimaschutzabkommen geben.

Offenbar nehmen zumindest die europäischen Konzerne ein solches Szenario mittlerweile ernst und fragen sich: Was passiert dann mit all unseren Öl- und Gasmilliarden, die noch im Boden schlummern? Was Shell und Kollegen machen, ist deshalb eine simple Flucht nach vorn: Lasst uns noch unser Gas verbrennen, das ist sauberer als Kohle. Bitte tötet Godzilla, nicht uns.

Im Kern haben Sie recht: Gas passt besser zu Wind- und Sonnenstrom und ist, wenn nicht Methan aus den Bohrlöchern strömt, klimaschonender. Bleibt die Frage: Wer erlegt am Ende King Kong?

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8