IN DER GALERIE : Wie verhext
Es ist wie verhext, sagt die Dame in Weiß mit der schweren Sonnenbrille. Alles, was ich gut finde, ist immer schon verkauft. Ihr Gatte in Blaugrau seufzt betroffen und übt sich in Pragmatismus: Wo sind denn hier die Preise? Biene schob ihm den Ordner hin. Bitte sehr, danke schön.
Dann gab es Verwirrung wegen der Klebepünktchen im Werkverzeichnis. Rot bedeutete: Geil, verkauft! Grün: Scheiße, die alte Leinenhaut schimmelt schon. Doch die Klebepünktchen kamen in zwei unterschiedlichen Rottönen. Und wie, bitte sehr, ist das nun zu deuten?, fragt der Blaugraue in einem Anfall von sonntäglicher Ausgelassenheit. Wissen die Interessenten etwa noch nicht so genau? Überlegen die noch, ob das Ersparte reicht? Nee, sagte Biene mit leicht entnervtem Unterton.
Das hatte ihr noch gefehlt, so ein gut gelaunter Witzbold. Die dunkelroten sind halt die alten Klebepunkte, sagte sie, die hellroten die neuen. Die alten waren aus. Ach so, macht der Blaugraue, ach so, während er weiter im Ordner mit den Preisen blättert. Ist das rote auch schon weg?, fragt nun die Dame in Weiß und stiftet neue Verwirrung. Die mit den roten Punkten sind verkauft oder reserviert, wiederholt Biene geduldig. Wie bitte?, fragt die Dame. Ihr Mann sieht kurz erschrocken auf und vertieft sich gleich wieder in die Preisliste. Es hängt da vorne, wenn man reinkommt, präzisiert die Dame. Sie meinen das mit den Kringeln drauf?, will Biene wissen. Ja, ja, mit den Kreisen, das. Warten Sie, sagt Biene und sieht in ihrer Liste nach. Leider: ja. Da haben Sie’s, freut sich die Weiße, kaum gefällt mir mal etwas. Der Blaugraue wackelt mit dem Kopf. Das gleiche gibt es noch in Gelb, wenn Sie mal schauen wollen, sagt Biene und führt die Dame zu einer anderen Wand. Um Gottes willen!, hört man sie rufen. Das ist ja eine scheußliche Farbe! Sehen Sie, so ist es immer.
SASCHA JOSUWEIT