IN DER BRUTZEIT : Zwei bis fünf Kilo
Schwanger ist ja jetzt auch nicht die ganz neue Mode. Aber sämtliche Freundinnen von mir sind gerade nur damit beschäftigt. Von gerade erst geworden bis eben noch gewesen ist alles dabei. Die eine klagt über Übelkeit und Nikotinentzug, die andere beschwert sich, dass ihr Kind in Woche zwei seines Lebens jetzt langsam anstrengend wird: „Letzte Woche war toll“, sagt die Freundin. „Da haben wir alles zum ersten Mal gemacht. Baden, spazieren gehen, Straßenbahn fahren. Jetzt liegt sie hier neben mir und schreit ein bisschen. Hunger hat sie nicht, gekackt hat sie nicht. Ich glaube, ihr ist einfach langweilig.“ Auch das muss man irgendwann zum ersten Mal machen.
Das Erste, was der vierjährige Sohn meines Cousins gesagt hat, als seine Eltern ihm mitteilten, dass im Sommer Zuwachs ins Haus steht, war: „Aber der schläft dann bei euch. Ich will mein Zimmer behalten.“ Als ich den großen Bruder in spe gestern am Telefon hatte, sagte er nur, ihm dauere das alles zu lange: „Das Baby kann jetzt kommen.“
Das findet auch meine Freundin Anna. Und zwar mit Ausrufezeichen. Anna brütet zwar noch, ist aber langsam ziemlich überfällig. Seit zwei Wochen sitzt sie zu Hause und wartet. „Die Wohnung ist sauber, alle Hosen geflickt und alle Kassetten sortiert. „Ich wäre dann so weit“, sagt sie und dann: „Ich werd langsam irre.“ Letzte Woche war sie zum ersten Mal Windeln kaufen, erzählt Anna. „Kam mir vor wie eine Hochstaplerin“, sagt sie, „sieht ja schließlich jeder, dass ich noch kein Kind habe. Und dann steh ich vor dem Windelregal und suche nach der kleinsten Größe. Und da steht drauf: 0–3 Monate, 2–5 kg. Und ich starre da drauf und denke: ‚Also ich hab ja keine Ahnung, ich hab ja noch kein Kind, aber das kann nicht sein, zwei bis fünf Kilo, so viel können die nie im Leben kacken!‘ Da hab ich den ganzen Nachhauseweg dran rumgegrübelt.“
LEA STREISAND