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Hunderte Tote bei ethnischen Unruhen in Nigeria

Berlin (taz) — Die Stadt Kaduna, wichtigste Metropole des Nordens von Nigeria, ist in den letzten Tagen Schauplatz schwerer Unruhen gewesen. Gestern riegelten Spezialeinheiten der Armee die Stadt ab, um ein erneutes Ausbrechen der Gewalt zu verhindern. Von hundert bis dreihundert Toten ist die Rede. Die Krankenhäuser sind voll von Schwerverletzten, Opfer von „Steinen, Macheten und Messern, Pfeilen und vergifteten Speeren“, wie ein Augenzeuge sagte.

Die Auseinandersetzungen begannen mit Streitereien über die Erstellung der Wahlregister für die bis Jahresende geplanten freien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Letzten Freitag versuchten Mitglieder des christlichen Kataf-Volkes, die Registrierung muslimischer Hausa in der Stadt Zangon-Kataf zu verhindern und sie aus der Stadt zu vertreiben. Viele Hausa kamen ums Leben, während Opfer der Gewalt auf der Suche nach Sicherheit und ärztlicher Behandlung nach Kaduna strömten. Dort weitete sich der ursprünglich ethnische Konflikt am Wochenende zu einem Religionskrieg aus: Als Racheakt für Zangon- Kataf wurden in Kaduna christliche Kirchen angezündet, wobei mehrere Priester ums Leben kamen. Aus einigen kleineren Städten der Region flohen christliche Minderheiten.

Die Gegend von Kaduna gilt als Hochburg muslimischer und christlicher Fundamentalistengruppen. In den letzten Jahren ist es dort mehrmals zu schweren Konflikten gekommen. Die jetzige Gewalt bringt jedoch das Demokratisierungsprogramm der Militärregierung von General Babangida in größere Bedrängnis als sonst. Sie folgte auf gewalttätige Proteste in Lagos, bei denen Studenten und Arbeiter den Rücktritt der Regierung forderten. D.J.

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