: Honecker: Bonn wartet auf Moskau Buch darf veröffentlicht werden
Bonn/Berlin (ap) — Die Bundesregierung wartet auf die Antwort der sowjetischen Regierung auf den inzwischen offiziell vorgetragenen Wunsch, den ehemaligen DDR- Staats- und Parteichef Erich Honecker der deutschen Justiz zu überstellen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Samstag, Staatssekretär Jürgen Sudhoff habe das Verlangen am Freitag dem sowjetischen Botschafter in Bonn, Wladislaw Terechow, übermittelt. Der 78jährige Honecker liegt derzeit im sowjetischen Militärhospital in Beelitz, westlich von Berlin. Ende November hatte das Amtsgericht Berlin-Tiergarten Haftbefehl wegen des Verdachts gemeinschaftlichen Totschlags erlassen. Inzwischen wurde der Haftbefehl auf Verdacht der Anstiftung zum Totschlag geändert. Er kann aber nicht vollstreckt werden, solange die Regierung in Moskau nicht zustimmt.
Das Landgericht Hamburg hat die Veröffentlichung eines bislang zurückgehaltenen Buches über den früheren DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker gestattet. Wie Jürgen Daniels von der Hamburger Gerichtspressestelle am Freitag mitteilte, hob das Gericht eine einstweilige Verfügung gegen das Buch auf, die die Anwälte Honeckers erwirkt hatten. Es dürfe nun ausgeliefert und verwertet werden. Das Buch ist im Aufbau-Verlag erschienen. Er wollte es ursprünglich Ende November ausliefern. Das verhinderten die Anwälte zunächst mit der Begründung, die beiden Autoren Reinhold Andert und Wolfgang Herzberg hätten ein Interview mit Honecker unberechtigterweise vorab veröffentlicht.
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