Holger Stanislawski, FC St. Pauli-Trainer : Der Abgeher
41, setzte Torwart Thomas Kessler auf die Bank, weil der eine Vertragsoption zog, nach der er zum Saisonende den Club wechseln kann. Foto: dpa
Nach achtzehn Jahren wird man erwachsen, nabelt sich endgültig ab, sagt daheim „Tschüs“. Holger Stanislawski, Noch-Trainer des FC St. Pauli macht da keine Ausnahme. 18 Jahre ist er am Millerntor gewachsen, erst als Spieler, dann als Sportchef, Vizepräsident und Trainer. Nun zieht es den Kult-Trainer „Stani“ hinaus in die weite Welt, die vorläufig Hoffenheim heißt.
Die Gerüchte, dass der 41-Jährige in der kommenden Saison in Hoffenheim seine Trainer-Karriere fortsetzen wird, verfestigen sich stündlich, auch wenn die offizielle Bestätigung aussteht. „Wenn es etwas mitzuteilen gibt, dann werde ich das tun“, sagt Stanislawski. Unterdessen teilte Hoffenheim am Dienstag die vorzeitige Trennung zum Saisonende vom bisherigen Chefcoach Marco Pezzaiuoli mit. Dem Vernehmen nach wird noch in dieser Woche Stanislawskis Wechsel verkündet.
Für den FC St. Pauli endet damit eine Ära. 18 Jahre sind eine Epoche im schnelllebigen Fußball-Business. Allerdings streute der Trainer Stanislawski bereits nach seinen ersten Erfolgen ungefragt in jedes zweite Interview, dass er nicht ewig am Millerntor bleiben werde und dass diese Aufgabe seine letzte am Hamburger Kiez sein werde.
Gut viereinhalb Jahre ist er geblieben, länger als jeder andere Trainer vor ihm. Und hat dann doch einen schlechten Zeitpunkt für den Absprung gewählt: Das Team steht nach sieben Niederlagen in Folge auf einem Abstiegsplatz. Außerdem droht ein Geisterspiel die Krise zu verschärfen. Dass Stanislawskis letzter Auftritt am Millerntor gegen Bayern sein würde, käme dagegen einem standesgemäßen Abschied gleich.
Mit dem Abgang von Stanislawski wird sich zeigen, ob St. Pauli es geschafft hat, in der Zeit des Erfolgs Strukturen aufzubauen, die unabhängig von Personen funktionieren. Nach einem neuen Trainer wird noch gesucht. Denn Stanislawski hat mit dem Doppelaufstieg aus der dritten in die erste Liga Maßstäbe gesetzt, an denen sich ein Mike Büskens (derzeit Greuther Fürth) oder ein André Schubert (SC Paderborn), die als Nachfolger gehandelt werden, messen lassen müssten. MAC