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Hoffnung für Geiseln im Libanon nach Begnadigung Naccaches?

Paris (afp) - Überwiegend kritisch ist am Wochenende in Frankreich die vorzeitige Haftentlassung von Anis Naccache aufgenommen worden, der am Freitag von Staatspräsident Francois Mitterrand zusammen mit vier Kollegen begnadigt wurde. Das von Naccache angeführte Kommando hatte 1980 in Paris einen Mordanschlag auf den ehemaligen iranischen Premierminister Schahpur Bachtiar verübt, bei dem zwei unbeteiligte Menschen ums Leben kamen.

Die Begnadigung beruht allem Anschein nach auf Absprachen zwischen den Regierungen in Paris und Teheran. Die der iranischen Staatsführung nahestehende 'Teheran Times‘ hatte am Samstag neue Hoffnung für die europäischen Geiseln in Libanon in Aussicht gestellt. Der französische Außenminister Dumas versicherte allerdings in 'Le Monde‘, daß es weder Absprachen mit den Geiselnehmern im Libanon noch in Teheran gegeben habe.

Vor allem rechte Politiker und Zeitungen prangerten den Gnadenerlaß als Triumph des Terrorismus an, aber auch die der Regierung im allgemeinen wohlgesonnene 'Le Monde‘ sprach im Leitartikel ihrer Sonntagausgabe von einer „moralisch schockierenden“ Entscheidung. Die Begnadigung des 36jährigen Libanesen Naccache und seiner Komplizen war offenbar schon im Januar dieses Jahres zwischen Paris und Teheran vereinbart worden, nachdem bereits 1988 die letzten französischen Geiseln im Libanon freigekommen waren. Das Schicksal Naccaches war seit Jahren mit dem der von schiitischen Terrorgruppen im Libanon festgehaltenen Franzosen verknüpft worden, wenn dies auch offiziell in Paris nie bestätigt wurde.

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