Hochwasserschutz : Blankoscheck für Wasserbauer
Der Erlass des niedersächsischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander (FDP) zur Entbuschung der Elbauen wirkt einerseits halbherzig, andererseits stellt er einen Blankoscheck für das Rasieren des Deichvorlandes aus. Deichverbänden, Wasserbauern und anderen eröffnet er weiteren Spielraum für „Pflegemaßnahmen“, wie sie sie verstehen. Darunter werden Flora und Fauna leiden, aber auch die Elb-Anrainer.
Kommentarvon Gernot Knödler
Mit dem Ausdünnen oder Entfernen der Weichholz-Auen setzt der Minister auf das Prinzip Hoffnung. Es wirkt einleuchtend, dass das Hochwasser höher steigen wird, wenn ihm Hindernisse im Weg stehen. Wieviel höher, kann bisher keiner sagen, weil Büsche und Bäume nicht normiert sind, und Sander ein aufwändiges Gutachten scheut. Er beruft sich auf das Vorsorge-Prinzip: Was den Wasserstand in die Höhe treiben könnte, muss weg.
Das Problem ist: Er belässt es dabei. Das bisschen Rückdeichung, das Niedersachsen plant, wird durch das Jeetzel-Sperrwerk neutralisiert. Was, wenn das Entfernen der Vegetation vor dem Deich das Hochwasser kaum mildert? Dann können die Niedersachsen hinter den Deichen nur hoffen, dass in Brandenburg und Sachsen-Anhalt tatsächlich die Polder geöffnet werden – und dass der Effekt stromabwärts auch ankommt.